Augenzwinkernd wird der Neuenburger Baulöwe Sylvio Bernasconi oft «Silvio Berlusconi» genannt. Politische Ambitionen hegt Bernasconi aber nicht, das würde das Gedeihen seiner Unternehmung gefährden. Schliesslich bleibt die öffentliche Hand ein zentraler Auftraggeber. Und sein Club heisst nicht Forza Italia oder AC Milan, sondern Neuchâtel Xamax.

Seit Juni 2005 setzt er sich mit Geld und als Präsident für das Überleben des Fussballklubs ein. Er habe das alleinige Sagen und hoffe damit, wirtschaftlich wie sportlich Remedur zu schaffen, nennt Bernasconi als Ziel. 3 Mio Fr. für Sanierung und Neustart vermochte er im Frühsommer 2005 aufzutreiben. Schliesslich baut Bernasconis Firma gemeinsam mit derjenigen von Gilbert Faccinetti, lange Jahre selber Präsident von Xamax, in Neuenburg das neue Stadion La Maladière.

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Um weit mehr Geld ging es, als Sylvio Bernasconi 1997 das Bauunternehmen F. Bernasconi & Cie. SA von seinem Vater übernahm: «17 Mio Fr. Schulden und keine Bereitschaft der Banken mehr, Kredite zu gewähren», blickt er zurück. Als erstes habe er die Immobilien abgestossen. Heute leitet er vom eigenwillig gestalteten Werkhof im kleinen Dorf Les Genevey s/Coffrane eine Gruppe mit 450 Beschäftigten und 150 Mio Fr. Umsatz. Auf dem Dach des Firmensitzes thront eine ausrangierte Mirage.

Als GU besser positioniert

Bernasconi setzt beim allgegenwärtigen Preisdruck in der Branche mit einem eigenen Schalungssystem auf Tempo und Effizienz. Zum andern hat er im April 2005 beschlossen, künftig vorwiegend als Generalunternehmen (GU) aufzutreten. Erster Erfolg sei die Reinraumfabrik für Celgene in Boudry, die erste europäische Produktionsstätte des neuntgrössten biopharmazeutischen Unternehmens der Welt.

Weiteren Schub verspricht sich Bernasconi von der Spezialität der 2002 erworbenen Tochterfirma Hussor, dem patentierten Schalungssystem aus Einzelelementen. Die metallenen Schalungselemente lassen sich vielfältig zusammensetzen und immer wieder verwenden: «Von 7 bis 9 Uhr wird eingeschalt, zwei weitere Stunden benötigt das Verlegen der Armierungseisen. Am Nachmittag wird mit speziellem Flüssigbeton betoniert und am Abend sind wieder viele Quadratmeter Wand fertig», skizziert Bernasconi den Ablauf. Versetzt werden die schweren Elemente per Kran. Der Einsatz ist deshalb erst ab einem gewissen Bauvolumen rentabel.

Schneller und sicherer

Die Methode ist aber sicherer, weil das mechanisierte Schalen unfallgefährdete Handarbeit ersetzt. Ausserdem hat jedes Element eine integrierte Balustrade. Die besonders für Industriebauten geeignete Technik wurde von Bernasconi in der Schweiz erstmals bei einem Bau der Fabrik für Nescafé in Orbe eingesetzt. «Bauunternehmen in ganz Europa, auf La Réunion und in der Karibik arbeiten damit», sagt Bernasconi. Schweizer Ingenieure und Architekten zeigen sich trotz der gepriesenen Vorteile skeptisch. In der Deutschschweiz kommt das System noch kaum zu Einsatz.

Doch Bernasconi hat bereits eine Weiterentwicklung aus Kunststoff patentieren lassen, die allein wegen des geringeren Gewichts Vorteile brächte. Zudem öffne die freie Formgebung neue Einsatzmöglichkeiten. Noch ist das Zukunftsmusik, da die Sicherheit bei der Anwendung aufgrund des enormen Drucks auf die Elemente beim Trocknen noch nicht zu 100% gewährleistet ist.

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Firmenprofil:

Name: F. Bernasconi & Cie SA

Gründung: 1938

Führung: Sylvio Bernasconi

Umsatz: 150 Mio Fr.

Beschäftigte: 450

Produkte: Bau, Generalunternehmen, Schalungselemente von der Tochterfirma Hussor SA in Lapoutrie (F)

Internet: www.bernasconisa.ch