Der italienische Wäschehersteller Calzedonia ist in der Schweiz weit verbreitet: Unter den Marken Calzedonia, Intimissimi und Tezenis vertreibt der italienische Textilkonzern in insgesamt 59 Geschäften Strumpfwaren, Bademoden, Unterwäsche, Strickwaren sowie Nachtwäsche. 37 der Shops betreibt der Konzern selber.
 
Die anderen 22 unterstehen den Inhabern des Schweizer Franchise der Calzedonia-Gruppe: Thomas Herbert und Stefan Portmann, die bereits Besitzer des Modehauses Schild waren, bevor sie es 2013 an Globus verkauften.
 
Über ihre Firma Retail Fashion Partners trieben Portmann und Herbert die hiesigen Geschäfte des italienischen Wäscheherstellers voran; 22 Läden umfasst ihr eigenes Verkaufsnetz mittlerweile. Doch damit ist nun Schluss. Die beiden Schweizer ziehen sich zurück. Sie haben ihre Aktien an der Retail Fashion Partners vollständig an Calzedonia verkauft. Laut Pressesprecher Andreas Bantel war im Rahmen des Franchise-Konzeptes von Beginn an vorgesehen, dass lediglich eine Partei langfristig den Schweizer Markt bedient.

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Welle der Schliessungen kommt erst noch

Laut Retail-Experte Marc-Christian Riebe war das Geschäft für die Franchisenehmer vermutlich nicht mehr wirtschaftlich. Riebe könnte sich vorstellen, dass unrentable Standorte nun geschlossen werden. «Dabei könnte es sich um drei oder vier Läden handeln.» Riebe schätzt den Marktwert pro Filiale durchschnittlich auf 500'000 Franken.
 
Als Ursache sieht er die Aufhebung des Mindestkurses. «Das sind die Auswirkungen der Frankenkrise. Die Kunden fahren heute zum Einkaufen nach Deutschland, Italien oder Österreich.» Ähnlich wie bei Companys rentiere sich so das Geschäft als Franchisenehmer nicht mehr. Das könnte erst der Anfang gewesen sein: «Die grosse Welle der Schliessungen kommt erst noch», ist sich Riebe sicher.

Relevante Entscheidungen oblagen Calzedonia 

Im Oktober 2013 verkauften Herbert und Portmann Schild an Globus. Beim damaligen Verkauf  blieb das Franchising-Geschäft mit den italienischen Marken Calzedonia und Intimissimi aussen vor. Die beiden Schweizer lösten diesen Bereich heraus und überführten ihn in eine neue Firma namens Retail Fashion Partners.
 
Als Franchisenehmer mussten sich Herbert und Portmann damit abfinden, dass relevante Entscheidungen nicht von ihnen, sondern vom Markeninhaber getroffen wurden. So gab Calzedonia die Preise, die Gestaltung des Sortiments sowie die Einrichtung und Dekoration der Läden vor. Während Calzedonia auf finanzieller Seite mehr Spielraum hatte, konnten die beiden Schweizer ihre Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten in die Waagschale werfen, etwa bei der Personalauswahl.

Ein Betreiber über kurz oder lang 

Nach früheren Darstellungen Portmanns war das Verhältnis der beiden Parteien stets komplementär. Doch er betonte auch, dass das duale System die interne Konkurrenz belebe und Doppelspurigkeiten zur Folge habe. Im relativ kleinen Schweizer Markt war für ihn daher klar, dass beide Einheiten über kurz oder lang einem einzigen Betreiber überantwortet werden sollten – dem erfolgreicheren der beiden.