ABB-Aktionär Cevian Capital will sich weiter für eine Aufspaltung des Schweizer Konzerns einsetzen. Das könnte zu einem langwierigen Streit mit dem Industrieunternehmen führen. Dieses hatte bislang Vorschläge abgelehnt, Kern-Sparten zu verkaufen. Cevian sieht auch bei Thyssenkrupp Chancen auf einen deutlich höheren Aktienkurs.

Im Oktober erklärte ABB, dass es seine Stromnetz-Sparte behalten will, auf deren Verkauf Cevian drängt. Bei dieser Einstellung blieb der Konzern aus Zürich auch, als er in der vergangenen Woche seine Quartalszahlen vorlegte und von einem Rückgang der Aufträge berichten musste. Das gibt dem schwedischen aktivistischen Investor Munition, die Auseinandersetzung mit ABB-Chef Ulrich Spiesshofer wieder aufzunehmen.

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Kein Hindernis für Trennung

«Wir denken, dass das Board eine unglückliche und inkorrekte Entscheidung getroffen hat. Und wir glauben, es sollte das noch einmal überdenken», sagte Cevian-Mitbegründer Christer Gardell in einem Interview mit Bloomberg. «Wir haben uns das genau angesehen, um zu versuchen zu verstehen, ob es irgendwas gibt, das die notwendige Trennung verhindert. Und die Antwort ist, dass dem nicht so ist.»

Cevian hält einen Anteil von 6 Prozent an ABB. Gardell zufolge könnte ein Verkauf der Stromnetz-Sparte den Aktienwert von ABB um rund 75 Prozent auf 35 Schweizer Franken steigen lassen.

«Dumme Ausreden»

Diese Sichtweise hatte Spiesshofer nach der strategischen Prüfung zurückgewiesen. Seiner Meinung nach würde ohne Trennung zu maximalem Shareholder-Value führen. Rückendeckung erhielt der Konzernchef dabei vom grössten ABB-Aktionär – Investor AB, die Holdinggesellschaft der schwedischen Familie Wallenberg.

«Sie haben nicht geliefert, ganz einfach», sagte Gardell. Der jüngste Bilanzbericht sei voll gewesen mit «dummen Ausreden».

Europa versus USA

Das erfolglose Drängen auf eine ABB-Aufspaltung siegelt einen gewissen Widerstand gegen Aktionärs-Aktivismus in Europa wider. Aktivisten in der Region waren im vergangenen Jahr nur zu 54 Prozent erfolgreich dabei, ihre Forderungen durchzusetzen – verglichen mit 69 Prozent in den USA, zeigt eine Studie von Activist Insight.

Cevian könnte bessere Chancen haben, die eigene Agenda bei Thyssenkrupp durchzusetzen, wo der Investor über einen Anteil von 15 Prozent verfügt. Das deutsche Unternehmen befindet sich in Gesprächen mit Tata Steel, dem weltgrössten Stahl-Hersteller, über ein Joint-Venture für das europäische Stahlgeschäft.

Mit Trennung zum Erfolg

Gardell zufolge wäre die Trennung des Stahlgeschäfts vom Industriegeschäft ein grosser Schritt hin zur Realisierung eines potenziellen Werts von «signifikant mehr» als 30 Euro je Aktie. In den vergangenen fünf Jahren wurden die Titel von Thyssenkrupp nur kurz oberhalb von 24 Euro gehandelt, derzeit liegen sie bei rund 21 Euro.

Cevian befindet sich ständig auf der Suche nach Investment-Möglichkeiten und deckt laufend rund 15 Unternehmen ab, wobei sich zwei bis drei Ideen in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Die Strategie des Investors favorisiert «eher schwierige» Unternehmen mit vorübergehenden Problemen, die kurzfristige Anleger nervös machen würden, sagte Gardell.

«Wir mögen Unternehmen, die nicht in Mode sind, aber sie müssen auch zu unserem Risiko-Profil passen – fundamental sind es also gute Firmen, die eine gewisse Vorhersehbarkeit zu ihrer weiteren Entwicklung haben», erklärte Gardell.

(bloomberg/jfr)