Es ist die Nachricht des Tages: Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam muss gehen. Sein letzter Auftritt wird die Präsentation des Jahresergebnisses vom kommenden Donnerstag sein. In seine Fussstapfen tritt Thomas Gottstein, der bisherige Leiter der Universalbank Schweiz.

Nach einem Rücksetzer auf 12,125 Franken wird die CS-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 4,1 Prozent auf 12,25 Franken abgestraft. Für Beobachter kommt die eher unterkühlten Reaktion der Börse nicht von ungefähr.

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Viele Beobachter überrascht die Neuigkeit

Denn obwohl in den Medien bereits intensiv über einen Rücktritt Thiams spekuliert wurde, zeigen sich viele Beobachter ziemlich überrascht von diesen Neuigkeiten. Neben dem grössten Aktionär, dem amerikanischen Vermögensverwalter Harris Associates, ergriffen in den letzten Tagen nämlich auch andere namhafte Aktionäre Partei für den Credit-Suisse-Chef.

Harris Associates kündigte sogar Vergeltungsmassnahmen an, sollte Thiam zurücktreten müssen. Eigenen Angaben zufolge halten die Amerikaner 8,4 Prozent an der Grossbank. Harris Associates und andere Aktionäre könnten nun versucht sein, Verwaltungsratspräsident Urs Rohner abzuwählen.

Während einige Stimmen nun einen Aktionärsaufstand befürchten, sind sich andere angesichts des stark fragmentierten Aktionariats alles andere als sicher.

Öffentlicher Druck wurde wohl zu gross

Auch die Bank Vontobel geht vielmehr davon aus, dass sich die Wogen über die kommenden Wochen und Monate wieder legen dürfte. Alleine schon der gute Leistungsausweis von Thiam-Nachfolger Thomas Gottstein werde dafür sorgen, dass die Credit Suisse das verlorene Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen könne, so schreibt die Zürcher Bank weiter. Sie stuft die Aktie der Grossbank wie bis anhin mit «Hold» und einem Kursziel von 12,50 Franken ein.

Wie tickt Thomas Gottstein?

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Der öffentliche Druck sei wohl zu gross geworden, so ergänzt die Zürcher Kantonalbank. Sie findet lobende Worte für die Verdienste Thiams. Dieser habe die Grossbank durch eine schwierige Zeit geführt und das Kostenvolumen in all den Jahren von über 20 Milliarden auf rund 16 Milliarden Franken reduziert.

Vom neuen Firmenchef wünscht sich die Zürcher Kantonalbank zum einen eine nach wie vor starke Ausrichtung auf das Vermögensverwaltungsgeschäft und andererseits eine dezidierte Kostenkontrolle. Sie hält am «Übergewichten» lautenden Anlageurteil fest und geht davon aus, dass der seit Wochen auf der Aktie lastende Druck nachlassen sollte.

Bei Julius Bär rechnet man hingegen nicht mit einem strategischen Kurswechsel unter dem zukünftigen Firmenchef. Nichtsdestotrotz bedauert die Zürcher Bank, dass Thiam die Credit Suisse verlässt. Sie stuft die Aktie weiterhin mit «Hold» und einem Kursziel von 12,75 Franken ein.

Rücktritt so kurz vor den Jahreszahlen sorgt für Unbehagen

Während der Rücktritt Thiams mit der von den hiesigen Medien ausgeschlachteten Beschattungsaffäre rund um den Wechsel des früheren Private-Banking-Chefs Iqbal Khan zur Erzrivalin UBS erklären lässt, weckt die Rochade an der Spitze der Grossbank nur eine Woche vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen vereinzelt Ergebnisängste. Händler fragen sich, ob nicht auch ein möglicherweise enttäuschendes Schlussquartal den Verwaltungsrat in seiner Entscheidung bestärkt haben könnte.

Konkrete Anhaltspunkte für eine bevorstehende Ergebnisenttäuschung gibt es bisweilen aber nicht. Die CS-Aktie konnte in den letzten Tagen kräftig zulegen und notiert weniger als 2,5 Prozent unter dem Schlussstand von Ende Dezember.

Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch mit dem Titel «Droht nun ein Aufstand der Credit-Suisse-Aktionäre»?

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