Die Börsen haben den schuldenbeladenen chinesischen Immobilienkonzern China Evergrande weiter im Fadenkreuz. Nach einem Medienbericht über geplante Zahlungsstopps bei Krediten an zwei Gläubigerbanken fürchteten Anleger einen Zusammenbruch des Konzerns und warfen am Donnerstag Aktien und Anleihen aus den Depots.

An den Bondmärkten fiel der Preis für eine bis Januar 2023 laufende Anleihe des Unternehmens um 30 Prozent. Wegen der starken Turbulenzen hielt die chinesische Börse den Handel mit den Bonds zeitweise an. Die Aktien stürzten um bis zu 10,5 Prozent ab und notierten so niedrig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Seit Jahresbeginn haben sie rund 75 Prozent verloren

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Händler verwiesen mit Blick auf die beschleunigte Talfahrt auf einen Bericht des Finanznachrichtendienstes REDD, wonach Evergrande die Zinszahlungen an zwei seiner Gläubigerbanken aussetzen will. In dem Bericht hiess es weiter, dass auch Zahlungen an mehrere Treuhandfirmen hinausgezögert würden. Ab Mittwoch sollten zudem alle Zahlungen für seine Vermögensverwaltungsprodukte ausgesetzt werden. Evergrande wollte den Bericht nicht kommentieren.

Ratingagenturen senken den Daumen

Im Juni war Evergrande mit Bond-Zinszahlungen in Verzug geraten, was die Talfahrt an den Börsen beschleunigt hatte. In den vergangenen Tagen hatte die Senkung der Bonitätsnoten durch die Ratingagenturen Moody's, Fitch und China Chengxin International (CCXI) dann für einen Ausverkauf gesorgt. Investoren fürchten bei einem Zusammenbruch von Evergrande Schockwellen für das chinesische Bankensystem.

Insgesamt soll der Immobilienkonzern auf einem Schuldenberg in Höhe von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar sitzen - das entspricht in etwas der Wirtschaftsleistung von Finnland. Vor rund einer Woche hatte der zweitgrösste Immobilienentwickler des Landes selbst vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken gewarnt, falls es ihm nicht gelingen sollte, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, Beteiligungen zu verkaufen und Kredite zu erneuern.

Regierung kämpft gegen Immobilienspekulation

In den vergangenen Jahren herrschte angesichts explodierender Immobilienpreise in China Goldgräberstimmung in dem Sektor. Evergrande wuchs rasant, mit Hilfe von kreditfinanzierten Landkäufen und Hausverkäufen zu niedrigeren Margen, um den Umsatz schneller in die Höhe zu treiben.

Der Mann an der Spitze und Gründer des Konzerns, Hui Ka Yan, wurde 2017 mit einem Nettovermögen von rund 45 Milliarden Dollar vom Forbes-Magazin zum reichsten Mann Asiens gekürt. Die Regierung griff allerdings im Kampf gegen eine drohende Spekulationsblase immer härter durch und verhängte unter anderem vor kurzem Mietpreisbremsen, um bezahlbaren Wohnraum in den Millionenstädten zu schaffen.

(reuters/gku)