Larry Fink, Chef des US-Finanzkonzerns Blackrock, rät zu Investitionen in China. Schliessen Sie sich der Empfehlung Finks an?
Aktienmärkte sind durch den Sturz an den Börsen insgesamt attraktiv geworden. Chinesische Aktien sind im Vergleich zu europäischen und amerikanischen Titeln mit tieferen Kurs/Gewinn-Verhältnissen besonders günstig bewertet. Zudem ist China wesentlich weiter in der Bekämpfung des Coronavirus. Chinesische Aktien bieten deshalb bei tieferem Risiko mehr «Value».

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Philipp Grüebler

Philipp Grüebler ist Portfolio Manager und Geschäftsführer der Grüebler Vermögensverwaltung AG. Bevor er im Jahr 2000 zur Grüebler Vermögensverwaltung AG stiess, arbeitete er bei UBS und Credit Suisse. 1995 schloss er das Betriebswirtschaftsstudium mit dem Lizenziat ab und 2000 den Chartered Finanicial Analyst (CFA).

Quelle: ZVG

Die Online-Apotheke Zur Rose gehört zu den Schweizer Unternehmen, die von der Krise profitieren könnten. Sehen Sie noch andere bekannte Firmen, die gestärkt aus diesen Zeiten hervorgehen werden?
Das auf Effizienz getrimmte Gesundheitssystem verfügt über wenige Reserven, welche in einer Pandemie dringend gebraucht würden.

Ich gehe davon aus, dass sowohl Pharmafirmen wie Novartis und Roche als auch Firmen der Medizinaltechnik wie Fresenius, Siemens oder Philips davon profitieren können. Ein anderer Trend ist die Digitalisierung unserer Arbeitswelt, welche nun einen Schub erfährt: Software-Unternehmen wie Microsoft und IT-Berater wie Accenture dürften dazu gewinnen.

Die Finanzmarktaufsicht rät Banken, nur noch zurückhaltend Dividenden auszuschütten. Müssen sich Anleger generell auf tiefere Dividendenzahlungen einstellen?
Dividenden und vor allem Aktienrückkaufprogramme sollten gekürzt werden, da die Liquiditätsreserven in Krisenzeiten gebraucht werden. Dies gilt insbesondere für Banken, welche die Liquidität am Finanzmarkt garantieren.

Einzelne Banken möchten an ihrer Dividende festhalten, da eine Kürzung den Investoren Probleme signalisieren würde. Anleger dürften sich jedoch der jetzigen Ausnahmesituation sehr wohl bewusst sein.

«UBS & Co müssen die Dividende stunden»

Der designierte UBS-Chef Ralph Hamers stundet die Dividende bei ING, seiner jetzigen Bank. UBS und CS sollten dem Beispiel folgen, findet HZ-Redaktor Sven Millischer in seinem Kommentar.

Der Franken hat sich aufgewertet und kommt der Schwelle von 1.05 zum Euro bedrohlich nahe. Mit welcher Entwicklung zum Euro rechnen Sie – droht eine Rückkehr der Frankenstärke?
Der Franken ist im Gegensatz zum Euro eine Fluchtwährung. Die schwache Konjunktur der letzten Monate in der Eurozone und die Coronakrise haben deshalb den Franken ansteigen lassen.

Falls diese Krise über Monate weitere grosse wirtschaftliche Probleme verursacht, würde der Franken weiter aufwerten. Unser Basisszenario ist aber, dass in einigen Wochen in Europa der Höhepunkt der Krise hinter uns liegt und der Euro sich erholt.

Und was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte sonst noch?
Die Volatilität der Finanzmärkte ist wegen der Gesundheitskrise und den wirtschaftlichen Folgen eines enormen Nachfrage- und Angebotsschock extrem gestiegen. Wir befinden uns auf einen Schlag in einer scharfen Rezession. Die Regierungen und Zentralbanken versuchen nun, durch die Schnürung von beispiellosen Rettungspaketen das Abrutschen in eine Depression zu verhindern.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Möglicherweise haben wir die Talsohle an der Börse durchschritten und ich bin positiv gestimmt, da einerseits Massnahmen der Selbstisolation Wirkung zeigen und andererseits die Regierungen enorm schnell mit Fiskalprogrammen reagiert haben.

Die extrem hohe  Volatilität wird aber nur langsam sinken, da das Virus noch nicht unter Kontrolle ist und die wirtschaftlichen Folgen nicht absehbar sind.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Das Virus wird in zwölf Monaten kein Thema mehr sein wird. Vielmehr werden die lancierten Fiskalprogramme und die expansive Geldpolitik die globale Wirtschaft und damit auch den SMI anfeuern, so dass wir wieder über 13'000 Punkten zu liegen kommen.

Das Interview wurde schriftlich geführt.