JD.com mag in der Schweiz nicht besonders bekannt sein, gehört mit einem Umsatz von umgerechnet fast 160 Milliarden Dollar aber zu den ganz grossen E-Commerce-Händlern der Welt. Und ist wahrscheinlich bald auch in der Schweiz vertreten – online und stationär.
Denn JD verhandelt derzeit mit der deutschen Ceconomy über eine Übernahme. Die Gespräche, teilt die Muttergesellschaft der Elektronikhändler Mediamarkt und Saturn mit, seien weit fortgeschritten. Rund 2,2 Milliarden Euro oder 2 Milliarden Franken bieten die Chinesen für das Unternehmen. Das entspricht 4.60 Euro pro Aktie und einem Aufpreis von rund 23 Prozent auf den Schlusskurs vom Mittwoch dieser Woche.
Die Ceconomy-Aktie machte am Donnerstag einen kleinen Freudensprung und zog zeitweise über 15 Prozent an. Dies, obwohl der Deal bis dato noch nicht in trockenen Tüchern ist. Es seien bislang keine verbindlichen Vereinbarungen getroffen worden, betont Ceconomy.
JD will über China hinauswachsen
Klar ist: JD will über China hinauswachsen. Bereits im vergangenen Jahr gab es Schlagzeilen, wonach die Chinesen den britischen Händler Currys kaufen wollten. Doch der Deal platzte. Unwahrscheinlich daher, dass JD nun auch die Verhandlungen mit Ceconomy wird scheitern lassen.
Denn JD braucht Europa. Die Konsumzurückhaltung in China hat den Konzern erheblich gebremst. Ceconomy könnte da für neuen Schub sorgen: Unter den Marken Mediamarkt und Saturn betreibt das Unternehmen in Europa über 1000 Läden und entsprechende Webshops. Allein in der Schweiz hat Mediamarkt 45 Läden. Seit der Übernahme eines Teils der M-Electronics-Filialen von der Migros ist der Händler hierzulande nicht mehr bloss in den Shopping-Agglomerationen vertreten, sondern auch in den Innenstädten.
Starke Konkurrenz für die Migros – in der Schweiz und in Deutschland
Mit der Übernahme durch die Chinesen könnte die Migros denn auch ihre Entscheidung bereuen, zwanzig M-Electronics-Filialen an Mediamarkt verkauft zu haben. Denn JD hat durchaus die Kraft, das Migros-eigene Onlinewarenhaus Galaxus sowie den dazugehörigen Elektronikhändler Digitec ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Und das nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland, wo sich Digitec Galaxus etablieren möchte und derzeit noch Millionen verbrennt.
Ceconomy gehört zu knapp 30 Prozent der deutschen Familie Kellerhals. Weitere grosse Aktionäre sind der Familienmischkonzern Haniel mit knapp 17 Prozent, die Familie Beisheim – bekannt durch den Grosshändler Metro — mit rund 11 Prozent sowie der Mobilfunkanbieter Freenet mit knapp 7 Prozent.
Die Familie Kellerhals hat neben Mediamarkt weitere Assets in der Schweiz. Sie hält gut zwei Drittel der Aktien am Basler Modehändler Tally Weijl.