BILANZ: Wann wird wachsende Grösse für eine Firma zum Nachteil?
Claudio Feser: In den letzten zwei Jahrzehnten sind Grossfirmen tendenziell grösser geworden, aber auch produktiver. Das schliesst sich nicht aus. Aber grundsätzlich gibt es keine Grenze für Unternehmensgrösse. Problematisch wird es erst, wenn Organisationen in ihrer Struktur komplex und schwerfällig werden.
Wie erkennt man dies?
Wenn eine Organisation ihre Innovationskraft verliert. Wenn Mitarbeiter sich zudem ständig beklagen, sie seien konstant mit internen Prozessen beschäftigt – dann sind das wichtige Signale.
Wie reagieren Manager auf solche Signale?
In meinem Buch* habe ich analysiert, wieso Firmen schwerfälliger und bürokratischer werden und in Konkurs gehen. Überraschend war dabei die Erkenntnis, dass Abläufe immer bürokratischer werden, obwohl viele Manager bewusst versuchen, Komplexität einzudämmen.
Wieso ist das so?
Es gibt immer wieder Opportunitäten, um besser zu werden. Man führt Matrix-Organisationen ein, um mehr Synergien zu nutzen. Man führt Koordinationsgremien ein, um sich besser abzustimmen. Man zentralisiert Einheiten, um Skalenvorteile zu nutzen. Jeder Schritt macht zwar für sich Sinn. Aber mit jedem zusätzlichen Schritt nimmt der interne Abstimmungsbedarf exponentiell zu. Die Organisation wird schwerfällig.
Was schafft Abhilfe?
Eine Möglichkeit ist das Aufbrechen von Firmen in kleinere, relativ unabhängige Einheiten – eigentliche Firmen in der Firma. Das Konzept heisst Divisionalisierung und ist keineswegs neu. Neu ist aber die Tatsache, dass das Konzept in neuen Bereichen Anwendung findet. Als erfolgversprechend hat sich hier unter anderem erwiesen, die Backoffice-Aufgaben zentral zu organisieren.
* Claudio Feser: «Serial Innovators». John Wiley & Sons, 2011.