Coca-Cola kauft die Café-Kette Costa. Umgerechnet 5 Milliarden Franken ist der britische Rivale von Starbucks dem US-Konzern wert. Coca-Cola erhält damit Zugang zu einem lukrativen Markt: dem boomenden Geschäft mit Kaffee. Die Amerikaner kommen allerdings spät auf den Geschmack. Der Markt ist bereits heiss umkämpft. Und zwei Konzerne wetteifern um die Marktführerschaft: Nestlé und JAB. An ihre dominante Stellung kommt Coca-Cola mit Costa – immerhin die weltweit zweitgrösste Café-Kette nach Starbucks – nicht heran.

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Die Nummer eins ist derzeit Nestlé mit seinen starken Marken Nescafé und Nespresso. Grob gerechnet einen Fünftel ihres Umsatzes – 17 Milliarden Franken – machen die Waadtländer mit den Produkten aus der schwarzen Bohne. Doch JAB hat fast zum Schweizer Konzern aufgeschlossen. Beide Konzerne versuchen nun, mit Zukäufen ihre Markstellung zu stärken.

JAB ist auf Aufholjagd

So hat Nestlé vor rund einem Jahr die Mehrheit an der US-Coffee-Kette Blue Bottle gekauft. Wenig später übernahmen die Westschweizer auch die auf kalt gebrauten Kaffee spezialisierte US-Firma Chameleon. Und in diesem Frühling kam CEO Mark Schneider mit Starbucks ins Geschäft: Nestlé übernahm das Handelsgeschäft der US-Kaffeehauskette.

Ulf Schneider

Mark Schneider: Der Nestlé-Chef forciert das Geschäft mit Kaffee.

Quelle: Forbes / Getty Images

Auch JAB ist auf Einkaufstour für Kaffee. Seit 2012 hat der Konzern der deutschen Milliardärsfamilie Reimann dafür 30 Milliarden Dollar ausgegeben, wie die «Financial Times» berechnet hat – und sich dafür ein Imperium zusammengekauft: Zur Luxemburger Holding gehören beispielsweise der US-Kaffeekapselhersteller Keurig Green Mountain, die Restaurantketten Peet’s Coffee, Caribou Coffee, Einstein Bros. Bagels oder Panera sowie die Hälfte am Kaffeehersteller Jacobs Douwe Egberts. Und wie Nestlé machte JAB diesen Frühling einen Milliardendal: JAB kaufte die auf Kaffee und Sandwiches spezialisierten Restaurants Pret A Manger. «JAB will das grösste Kaffeeunternehmen der Welt werden», sagte diesen Frühling einer, der es wissen muss, Starbucks-Gründer Howard Schultz.

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Wachstumsmarkt: Für Kaffee wird immer mehr Geld ausgegeben.

Quelle: Statista

Ein wachsender Markt

Dass Nestlé, Coca-Coca und JAB alle auf Kaffee setzen, kommt nicht von ungefähr. Weltweit wird immer mehr Kaffee getrunken, der Markt wächst. Das zeigt auch das Beispiel Grossbritannien und der Aufstieg von Costa: Noch 1995 gab es im Königreich erst 41 Costa-Filialen – jetzt ist fast an jeder Ecke einer seiner Shops zu finden, 2400 sind im ganzen Land verteilt.

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Howard Schultz: Der Starbucks-Gründer hat diesen Frühling einen Deal mit Nestlé geschlossen.

Quelle: Keystone

Kaffee hat Tee als Nationalgetränk der Briten abgelöst. Eine ähnliche Entwicklung ist derzeit in China im Gang. Chinesen haben Geschmack am Kaffee gefunden. In diesem riesigen Markt betreibt Costa bereits 450 Filialen – diese starke Position in China wird ein wichtiger Grund sein, wieso Coca-Cola Costa kauft. Auch Starbucks hat bereits fast 1600 chinesische Läden und will dort weiter expandieren.

Illy gilt als Kandidat für eine Übernahme

Das durch Koffeein ausgelöste Übernahmefieber dürfte sich fortsetzen. Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Getränkehersteller wie Coca-Cola versuchen sich von ihrem Stammgeschäft mit ungesunden, zuckerhaltigen Produkten zu lösen. Der Kaffeemarkt bietet ihnen Wachstumsmöglichkeiten. Schon bald dürften deshalb neue Deals verkündet werden. Besonders an Illy sind Nestlé und JAB offenbar interessiert: Das italienische Unternehmen gehört zu den letzten grossen unabhängigen Kaffeemarken.