Er ist der neue starke Mann: Hans-Ulrich Meister, als Schweiz-Chef der CS ohnehin für einen Grossteil der Einnahmen verantwortlich, leitet seit dem 1. August auch die Paradesparte der Bank – das Private Banking. Er verdrängt Walter Berchtold, der mit dem eher repräsentativen Titel eines Chairman der Division abgespeist wird. Berchtold war wegen sinkender Margen und verpasster Vorgaben unter Druck geraten (siehe BILANZ 12/2011).

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Weil das Investment Banking schwächelt, fährt Meister nun drei Viertel des CS-Gewinns ein. Ein Job für zwei, eigentlich. Kein Problem für den früheren UBS-Schweiz-Chef. Um die Doppelaufgabe zu stemmen, baut er sein engstes Umfeld um. So macht er mit seinem früheren UBS-Weggefährten Rolf Bögli einen Vertrauten zum COO Private Banking.

Erst seit September 2008 bei der CS, hat Meister einen rasanten Aufstieg hingelegt. Akzentuiert hat sich dies seit dem Antritt des neuen VR-Präsidenten, Urs Rohner, diesen Frühling. Die beiden Schweizer spannen eng zusammen.

Schwierige Zeiten für CEO Brady Dougan. Der CS-Aktienkurs ist im freien Fall – ein Minus von über 40 Prozent allein in den letzten drei Monaten. Es wird immer deutlicher, dass Dougan, der die Bank halbwegs schadlos durch die Finanzkrise führte, es nicht schaffte, den Schwung mitzunehmen. Der Kurszerfall sorgt auch für Missmut bei Topkadern, die einen Grossteil des Lohns in Aktien beziehen. Nun mehren sich Stimmen, die einen Wechsel an der Spitze der Bank befürworten. Das amerikanisch geprägte Positive Thinking des CEO wird zunehmend als deplatziert empfunden, steht jetzt doch die Phase von Kosteneinsparungen und Jobabbau an. Fraglich ist auch, ob Dougan Sparübungen glaubhaft vertreten kann, nachdem er 2009 ein Rekordpaket von 90 Millionen bezogen hat. Meister dagegen war bei dem Millionensegen nicht dabei, anders als Berchtold, der über 30 Millionen kassierte.

Bereits werden Namen potenzieller Dougan-Nachfolger herumgereicht, allen voran Meister. Ihm fehlt im Gegensatz zu Dougan die breite internationale Erfahrung. Er gilt als guter Kommunikator und Kostenmanager, stammt aber nicht aus dem Private Banking und gilt als wenig polyglott. Bei der mächtigen Fraktion der Investment Banker fehlt ihm der Support. Steigen würden seine Chancen, wenn sich die CS zu einem radikalen Kurswechsel entschlösse: weg von der One-Bank-Strategie, Marginalisierung oder Abspaltung des Investment Banking. 

Erik Nolmans
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