Credit Suisse: Privatdetektiv der Detektei Investigo verklagt Schweizer Grossbank

Die Credit Suisse wird die Überwachungsaffäre nicht los, welche die Bank im Herbst 2019 in ihren Grundmauern erschütterte. Das jüngste Kapitel in der Chronique scandaleuse: Ein Miteigentümer der Detektei Investigo hat am 15. Februar eine Zivilklage gegen die CS eingereicht. Das bestätigt ein Sprecher am Bezirksgericht Zürich auf Anfrage. Die Klage geht zurück auf die «Spygate»-Affäre in der Ära von Bankenchef Tidjane Thiam. In seiner Zeit wurden Topmanager der Bank durch externe Privatdetektive tagelang überwacht. Im Visier standen Iqbal Khan, damals Vermögensverwaltungschef, sowie Peter Goerke, ehemaliger Personalchef der Bank. Im Fall von Khan kam es in der Zürcher Innenstadt zu einer Konfrontation zwischen ihm und seinen Beschattern, die im Einsatz für seinen Arbeitgeber standen. Hintergrund der Verfolgung war ein Machtkampf zwischen Thiam und Khan, der eskalierte; schliesslich wechselte Khan zur Konkurrentin UBS, Thiam reichte im Februar 2020 seinen Rücktritt ein. Längst waren «Spygate» und der Nachbarszoff zwischen den Villenbesitzern Thiam und Khan in internationale Dimensionen ausgeartet, lösten interne Untersuchungen und eine Prüfung durch die Finanzmarktaufsicht Finma aus. Einigungsversuch vor Zivilklage gegen Credit Suisse erfolglos Der aktuellen Zivilklage in Zürich ging gemäss «Handelszeitung»-Recherchen im Dezember 2021 eine Einigungsverhandlung beim Friedensrichter voraus – offenkundig ohne Erfolg. Die Klage gegen die CS ist für erfahrene Juristen äusserst ungewöhnlich. Eigentlich haben sich alle Streitparteien – auf Initiative der Grossbank – im Juli 2021 in einem aussergerichtlichen Vergleich geeinigt. Eine Sprecherin der Bank kommentierte in der «NZZ am Sonntag»: «Die Parteien haben sich auf eine Beendigung der hängigen Strafverfahren geeinigt. Die Sache ist somit abgeschlossen.» Offenbar hatten die Streithähne nicht nur Frieden geschlossen, sondern auch, wie üblich, eine Saldoklausel inklusive Vertraulichkeit unterzeichnet. Neben der CS waren zumindest Anwälte der Detektive, eines Mittelsmanns und der damalige CS-Topmanager Khan Vertragspartei. Die Sache schien erledigt. Doch mit der Zivilklage vor Bezirksgericht Zürich ist das für die CS unliebsame Thema wieder auf dem Tisch. Und diesmal muss es, glauben Rechtsexperten, wohl auch um Schadenersatzforderungen gehen. Immerhin klagte ein Anwalt der Detektei einst im «Blick»: «Die Firma ist ruiniert.» Befragte Anwälte vermuten aufgrund der zeitlichen Abfolge, dass Abmachungen im Friedensvertrag aus dem Sommer 2021 als nicht erfüllt angesehen werden. Alle, inklusive der Credit Suisse, verweigern jede Aussage oder jeden Hinweis. Top-Banker Iqbal Khan reichte Strafanzeige ein «Spygate» ist eine Causa, die mit riesigem rechtlichem Aufwand verfolgt wird. Zuerst reichte der beschattete Khan Strafanzeige wegen «schwerer Drohung» und «Nötigung» gegen unbekannt ein. Darauf reagierten involvierte Privatdetektive mit Gegenklagen und bezichtigten Khan der Nötigung, falscher Anschuldigung und Irreführung der Rechtspflege. Schliesslich reichten Detektive auch eine Klage gegen sechs Beamte der Kantonspolizei wegen angeblichen Amtsmissbrauchs und Sachentzugs ein, weil sie bei der Festnahme – ohne Hausdurchsuchungsbefehl und Mitnahmebewilligung – Handys konfiszierten. Gestritten wurde in der Folge auch über die Entsiegelung dieser Handys, auch hier mit vollem Körpereinsatz. Im Frühling 2020 entschied das Bundesgericht gegen den Zugriff auf die Handyspeicher und widersprach somit dem Zürcher Zwangsmassnahmengericht. Selbst Medienleute, die über den Fall berichteten, gerieten ins Visier von Anwälten. Rechtstreit zwischen Credit Suisse und Detektei Investigo Der Streit zog weitere Kreise, denn irgendwann gab es offenbar auch noch Ärger zwischen der Credit Suisse und den Privatdetektiven. Die Bank hatte nämlich anfänglich zugesagt, die durch einen Mittelsmann mandatierte Detektei für die Anwaltskosten zu entschädigen. Doch die Anwälte, heisst es, schlugen eine derart forsche Vorwärtsstrategie für ihre Mandanten ein, dass die Credit Suisse, die den Ball lieber flach halten wollte, den Rückgang einlegte; ergo kündigte sie ihre Schadensabdeckung auf, was wiederum Rechtshändel auslöste. Nach all diesen Streitereien vor vielfältigen Instanzen hoffte der neu gewählte CS-Präsident António Horta-Osório im Sommer 2021 auf eine grosse Friedensrunde. Diese ist nun mit der Klage geplatzt. Es könnte bereits diesen Sommer zur Hauptverhandlung kommen. Für die Credit Suisse ists ohnehin ein ungünstiger Zeitpunkt. Die Bank ist seit Monaten mit juristischen Auseinandersetzungen aller Art beschäftigt, darunter Greensill, Archegos oder Mosambik. Und es ist kaum nach dem Gusto des neuen CS-Rechtschefs Markus Diethelm, sich mit Altlasten seines Vorgängers rumzuschlagen.

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Spygate-Comeback: Privatdetektiv reicht Klage gegen Credit Suisse ein