Die Betreiberin der Schweizer OVS-Kleidergeschäfte Sempione Fashion steht vor dem Konkurs. Der Verwaltungsrat der Kette hat beim Bezirksgericht Höfe ein Gesuch um provisorische Nachlassstundung eingereicht, wie das Unternehmen am Mittwochabend mitteilte.

Dieses Gesuch sei bewilligt worden, heisst es weiter. Die Fäden bei Sempione Fashion hat nun ein Sachwalter in den Händen. Das Unternehmen beschäftigt rund 1150 Mitarbeitende.

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Positionierung fehlgeschlagen

Trotz umfangreicher Anstrengungen, Sparmassnahmen und Investitionen habe die Gesellschaft bisher keine profitable Basis für ihr Schweizer Geschäft erreicht, heisst es weiter. Die italienische Modemarke OVS habe sich nicht wie gewünscht am Schweizer Markt positioniert.

Schon der Marktstart verlief nicht nach Wunsch. Denn die im Vergleich zum Vorgänger Charles Vögele niedrigeren Verkaufspreise der Hosen, Hemden und Kleidchen bedingen, dass die Italiener deutlich mehr Ware als Vögele verkaufen, damit sie auf dieselben Einnahmen und auf ihre Renditen kommen – doch diese Steigerung der Kunden- und Verkaufszahlen hat OVS in vielen Filialen nicht erreicht.

Kollektionen für die Schweiz angepasst

Die anhaltend ungenügenden Umsätze hätten daher zu massiven finanziellen Engpässen geführt, so das Unternehmen.

Die hiesigen OVS-Filialen gehören formal zur Holding Sempione Retail, an der OVS nur 35 Prozent hält. OVS betreibt die Filialen für Sempione, welche diese Dienste und die Kleidungskollektionen bei OVS einkauft. Zwar hat OVS die Kollektionen für die Schweiz angepasst, doch nicht konsequent genug. Die Firma weiss: Bei Schnitten mag es die Schweiz bequemer, beim Material hochwertiger. Insider bemerken zudem, dass in diversen OVS-Filialen Sortiment und Warenpräsentation nicht auf demselben Niveau lägen wie in Italien.

Konkurs mit Nachlassstundung verhindern

Ziel der Nachlassstundung sei es nun, einen Konkurs und damit die sofortige Einstellung des Betriebs zu verhindern, wobei der operative Betrieb für eine beschränkte Dauer aufrecht erhalten bleiben solle. Dies soll primär ermöglichen, einen Liquidationsverkauf der Waren durchzuführen. Zudem sollen in dieser Phase Verhandlungen geführt werden, um einen Teil der Verkaufsfilialen an Dritte zu übertragen.

Der Verwaltungsrat bedauere, keine andere Lösung gefunden zu haben, schreibt das Unternehmen. Erst vor ungefähr zwei Wochen hatte die Gewerkschaft Unia den Modehändler kritisiert und mehr Transparenz und Verhandlungen von diesem verlangt.

Entstanden aus Übernahme von Charles Vögele

Die Unia hatte OVS unter anderem vorgeworfen, die Verpflichtungen bei Massenentlassungen zu umgehen. Die Filialen würden eine nach der anderen geschlossen, so dass immer zu wenige Entlassungen erfolgten, um das bei Massenentlassungen vorgeschriebene Verfahren durchführen zu müssen.

Die rund 140 OVS-Geschäfte in der Schweiz entstanden aus den ehemaligen Filialen von Charles Vögele, die im Dezember 2016 an OVS verkauft worden waren. Die Vögele-Läden wurden komplett umgebaut und in OVS umbenannt. OVS ist an der Mailänder Börse kotiert.

(ccr mit sda-Material)