Airbnb hat die Unschuld verloren. Die Professionalität hält beim kalifornischen Super-Start-up Einzug. Das Alleinstellungsmerkmal – mehr als einfach nur ein Hotelzimmer – ging im phänomenalen Wachstum der letzten Jahre unter. Immer mehr Profi-Anbieter mischen auf dem Onlineportal mit. In der Schweiz sind es inzwischen 15 Prozent. Tendenz steigend.

Wohnungsnot und Steuerdefizite

«Everything that we do is powered by people!», verkündete CEO Brian Chesky Ende November am Airbnb-Kongress in Los Angeles. Die Plattform lebt eigentlich vom persönlichen Kontakt zwischen Gästen und Gastgebern. Doch «People» bekommt man als Airbnb-Gast kaum mehr zu sehen. Die besten Angebote sind durchgestylte Musterwohnungen. Alles wird hochprofessionell abgewickelt.

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Städte wie New York, Berlin oder Barcelona befürchten steigende Mieten und fehlende Steuern und erhöhen den Druck auf Airbnb. Den geben die Plattformbetreiber an die professionellen Anbieter weiter – bislang noch indirekt über Interviews, in denen Airbnb die Mitschuld an Wohnungsnot und Steuerdefiziten von sich weist. «Sie haben kalte Füsse bekommen und schiessen jetzt gegen uns», stellt Dominic Hess vom Schweizer Anbieter HITrental fest. Das Familienunternehmen bietet auf Airbnb rund 40 Wohnungen in Zürich, Zug und Luzern an.

Airbnb müsse sich keine Sorgen machen

Die Genferin Jasmina Salihovic nimmt die Kritik gelassener: «Die vielen positiven Bewertungen, die wir kriegen, sprechen für sich.» Die «Königin von Airbnb», wie sie 
in der Westschweizer Presse genannt wird, betreut über ihr Start-up Chambres d’Amis inzwischen über 200 Wohnungen auf dem Portal. Sie mache alles, damit ihre Gäste die besten 
Erlebnisse hätten, beteuert sie. Airbnb müsse sich keine Sorgen machen.

Ins gleiche Horn bläst Alexander Limpert vom St. Galler Start-up GuestReady, das Airbnb-Wohnungen in London, Paris, Amsterdam, Hongkong, Kuala Lumpur sowie in Singapur anbietet: «Wir treffen die Gäste immer persönlich bei der Ankunft und geben Ratschläge zu Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten, unseren Lieblingsrestaurants oder andere Geheimtipps.»

Die Airbnb-Gründer geben nun mit einer neuen Idee Gegensteuer. Ab Anfang Jahr bietet die Plattform Führungen, Kurse und Ausflüge an – alles total unprofessionell, versteht sich.