Die Zuwächse im Geschäft mit Privatkunden haben den grossen US-Banken im zweiten Quartal über die Schwäche im Investmentbanking hinweg geholfen und für Milliardengewinne gesorgt.

Doch die Aussichten trüben sich ein: Die bevorstehenden Zinssenkungen in den USA dürften auf die Ertragskraft drücken, warnte Branchenprimus JP Morgan am Dienstag. Die Aktie verlor im vorbörslichen Handel 1,5 Prozent.

Gewinne steigen

Noch läuft das Geschäft des grössten US-Kreditinstituts: Im zweiten Quartal steigerte JP Morgan den Gewinn um 16 Prozent auf 9,65 Milliarden Dollar, wie das Geldhaus am Dienstag mitteilte. Dies allerdings auch auch dank Steuergutschriften.

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Bereits am Montag hatte die Citigroup einen Gewinnanstieg von sieben Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar gemeldet.

Bei der US-Investmentbank Goldman Sachs, die sich im Gegensatz zu der Konkurrenz auf kein starkes Retail-Geschäft stützen kann, schrumpfte das Ergebnis dagegen um sechs Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Anleger hatten Schlimmeres befürchtet; die Aktie legte vorbörslich 1,3 Prozent zu.

Jamie Dimon zufrieden

«Wir hatten ein gutes zweites Quartal und erstes Halbjahr», bilanzierte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon. Der Schwung im Privatkundengeschäft in den USA halte angesichts der steigenden Löhne und des wachsenden Arbeitsmarkts an. Die Konzernerträge legten um vier Prozent auf 29,57 Milliarden Dollar zu. Doch wegen der sich abzeichnenden Zinswende der US-Notenbank Fed senkte der Branchenprimus die Erwartungen für den Zinsüberschuss im Gesamtjahr. Finanzchefin Jennifer Piepszak sagte, sie rechne mit bis zu drei Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr.

Aktuell liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent, doch US-Notenbankchef Jerome Powell hat Signale für eine bevorstehende Zinssenkung ausgesendet. Das drückt auf die Ertragskraft der Banken. Dennoch sind die Aussichten für die US-Banken weit besser als für ihre europäischen Konkurrenten: In der Euro-Zone ist der Leitzins seit März 2016 auf einem Rekordtief von null Prozent, für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen die Geldhäuser sogar Strafzinsen zahlen. Eine Zinserhöhung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Viele Volkswirte rechnen mit einer Verschärfung des Strafzinses.

Handel mit Aktien und Anleihen schwächelt

Im Investmentbanking kämpfen auch die US-Institute mit starkem Gegenwind, da sich viele Anleger wegen der Handelskonflikte und der Furcht vor einer Konjunktureintrübung zurückhalten. Bei JP Morgan sanken die um einen Sondereffekt bereinigten Erträge um sechs Prozent. Besonders stark waren die Rückgänge im Aktienhandel (minus zwölf Prozent), aber auch der Anleihenhandel (minus drei Prozent) schwächelte. Ähnlich war die Entwicklung bei der Citigroup.

Auch Goldman bekam die Schwäche im Handel zu spüren. Im Anleihenhandel brachen die Erträge um 13 Prozent ein. Im Aktienhandel konnte die Bank die Einnahmen dagegen gegen den Branchentrend um sechs Prozent steigern. Zudem kassierte Goldman weniger Beratungsgebühren, da weniger Fusionen und Übernahmen abgeschlossen wurden.

Experten erwarten, dass wegen der anhaltenden Schwäche im Aktien- und Anleihenhandel weitere Institute dem Beispiel der Deutschen Bank folgen und Einschnitte im Investmentbanking verkünden werden. Deutschlands grösstes Geldhaus hatte vor gut einer Woche den Ausstieg aus dem globalen Aktienhandel angekündigt. Auch der Anleihehandel - lange Zeit das Aushängeschild der Deutschen Bank - muss abspecken.

Wells Fargo profitiert von Einsparungen

Die viertgrösste US-Bank Wells Fargo, die in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Skandalen kämpfte, konnte den Gewinn um 22 Prozent auf 5,85 Milliarden Dollar erhöhen. Das gelang dem Institut aus San Francisco allerdings nur dank Einsparungen. Im Gegensatz zu den Konkurrenten JP Morgan und Citigroup konnte Wells Fargo die Erträge nicht steigern – die Einnahmen stagnierten bei 21,6 Milliarden Dollar. 

(reuters/tdr)