NetCare nennt sich der auf zwei Jahre angelegte Pilot, an dem sich der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse, das Schweizerischen Zentrum für Telemedizin MEDGATE und der grösste Kranken- und Unfallversicherer der Schweiz, Helsana, beteiligen. Das Projekt soll wissenschaftlich begleitet werden, wie die drei beteiligten Institutionen am Montag in einer Mitteilung schreiben.

"Immer mehr Menschen haben keinen Hausarzt, die Notfallzentren sind chronisch überlastet: Das Apothekennetz kann hier wirksam helfen", wird der Präsident von pharmaSuisse, Dominique Jordan, in der Mitteilung zitiert. Apotheker und Apothekerinnen seien "qualifizierte und anerkannte Medizinalpersonen", die medizinische Leistungen erbringen könnten.

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Ein solcher Arztbesuch in der Apotheke läuft in etwa wie folgt ab: Ein Patient klagt beispielsweise an einem Samstag über Rückenschmerzen. Statt in ein Notfallzentrum geht er in eine netCare-Apotheke. Dort wird der Patient in einem separaten Raum beraten. Der Apotheker vermutet nach einigen Fragen eine Entzündung und empfiehlt den Beizug eines Arztes.

Arzt auf dem Bildschirm

Dieser wird per Videokonferenz aus dem Schweizerischen Zentrum für Telemedizin MEDGATE zugeschaltet. Nach einer Beratung - ob der Apotheker dabei bleibt, entscheidet der Patient - schreibt der Arzt ein Rezept für einen Entzündungshemmer aus und rät zur Ruhe. Das Rezept faxt er umgehend in die Apotheke.

Der Apotheker wiederum händigt es an den Patienten aus und berät ihn über die Einnahme. Sollte der Arzt entscheiden, dass der Patient weitere Behandlung benötige, werde er an ein Spital überwiesen, heisst es im Communiqué. Die Videoleitung, über die das Beratungsgespräch zwischen Arzt und Patient übertragen wird, sei sicher, schreiben die Projektbeteiligten.

Das neue System habe verschiedene Vorteile: Mit dem neuen Modell würden die Ressourcen der Apothekerschaft besser ausgelastet und zugleich die Ärzte von Bagatellfällen entlastet.

Die Projektbeteiligten führen auch den zu erwartenden Rückgang bei den Hausärzten und die steigenden Belastung von Notfallzentren mit Bagatellfällen, die die Kosten in die Höhe treiben, an. Ferner hätten sich die Bedürfnisse der Bevölkerung geändert, weshalb es in der medizinischen Versorgung neue Formen brauche.

(chb/sda)