Wer ist der meistgehasste Mann des Finanzplatzes? Finden sich dieser Tage Banker zusammen, so ist das Opfer schnell ausgemacht: Finma-Chef Mark Branson. Zu schlau, zu ehrgeizig, zu regulierungswütig – das sind noch die netteren Beschreibungen. Der Druck ist längst in der Politik angekommen: Im Nationalrat gab es in den letzten Monaten zehn Vorstösse zur Beschneidung der angeblich so übermächtigen Behörde. Branson ist für das bürgerliche Lager der perfekte Watschenmann. 

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Diese Woche schoss der Sheriff gegen die Credit Suisse: Mangelnde Sorgfalt bei der Geldwäschebekämpfung im Dunstkreis von Fifa und Petrobras, dazu schlechtes Risikomanagement. Und wie reagiert die Bank? Spielte die Sache herunter.

CS-Verniedlichung

Die Finma habe keine Geldbusse verhängt und werde die Geschäftstätigkeit nicht einschränken, schrieb sie in einer Pressemitteilung. Sie war nur wenig länger als die kurz zuvor verschickte ausführliche Stellungnahme des CEO Tidjane Thiam, laut der er nicht Präsident der Elfenbeinküste werden wolle – was allerdings auch niemand wirklich gefordert hatte. 

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Der Versuch der Verniedlichung ist jedoch nicht wirklich überzeugend. Dass die Finma keine Geldstrafe aussprach, lag nicht an Milde, sondern am Gesetz: Es ist ihr schlicht untersagt, Geldbussen auszusprechen – das sollte eigentlich auch die CS wissen. Andere Aufseher sind da deutlich schärfer – sie dürfen happige Bussenzettel verteilen.

Die Finma schiesst also lange nicht so scharf, wie es die noch immer üppig besoldeten Banker gern darstellen. Sie macht ihre Arbeit, und das tut sie gründlich. Das Versagen liegt bei der CS. Branson darf sich damit trösten: Würden die Banker nicht jammern, müsste er sich grössere Sorgen machen.

Dirk Schütz
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