In den nächsten vier Wochen entscheidet sich, wie die Zukunft des bekannten Uhrenhändlers Les Ambassadeurs aussehen wird. Klar ist: Rosig sind die Aussichten nicht. Ohne frisches Geld wird es nicht gehen. Und die beiden Standorte an den Zürcher und Genfer Prestigeadressen Bahnhofstrasse und Rue du Rhône sind nicht zu halten.

Renato Vanotti, Präsident der Excellence Holding in Rapperswil, zu der Les Ambassadeurs gehört, hat sich bis Mitte Juni Zeit gegeben, neue Geldgeber zu finden. Das ist nötig, weil der bisherige Besitzer der Excellence Holding nicht länger gewillt ist, frisches Kapital in das Unternehmen zu pumpen. Der in Rapperswil wohnhafte saudische Unternehmer Thamer Abdullah Al-Rayes mag die finanziellen Löcher, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben, nicht länger stopfen.

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Uhrenfirmen wie Bovet sind bereit, zu investieren

Vanotti glaubt daran, dass Les Ambassadeurs eine Zukunft hat. Und er hat bei der Investorensuche auch bereits erste Erfolge zu feiern. «Das macht Mut und ermutigt hoffentlich auch andere potenzielle Geldgeber», sagt der Unternehmer. Zu hören ist, dass diverse unabhängige Uhrenmarken, die ihre Zeitmesser bei Les Ambassadeurs verkaufen, finanzielle Zusagen gemacht haben, um den Händler zu retten. Mit von der Partie ist etwa die kleine, aber sehr feine Familienfirma Bovet. Doch es braucht mehr.

Auch wenn es Vanotti gelingt, genug neues Kapital einzusammeln, um Les Ambassadeurs eine Zukunft zu geben, wird sich das Unternehmen von seinen Geschäften an der Bahnhofstrasse in Zürich und an der Rue du Rhône in Genf trennen und in beiden Städten an weniger prominente, günstigere Lagen zügeln.

«Ohne die Uhren der Massenhersteller lassen sich die hohen Mieten an 1a-Lagen nicht mehr finanzieren», sagt Vanotti. In Genf hat Les Ambassadeurs bereits zwei Mietobjekte für den neuen Standort im Visier, in Zürich ist der Prozess erst angelaufen. Der Immobilienvermittler SPG Partner ist auf der Suche nach einem Nachmieter für das Ladenlokal im markanten Omega-Haus, das laut Grundbuch der Axa gehört.

Renato Vanotti: Der Unternehmer ist auf Investorensuche, um Les Ambassadeurs zu retten.

Renato Vanotti: Der Unternehmer ist auf Investorensuche, um Les Ambassadeurs zu retten.

Quelle: ZVG

Spezialist für Independents: Segen und Fluch

Der vor 61 Jahren gegründete Händler Les Ambassadeurs hat sich in den letzten Jahren auf Uhren von unabhängigen Herstellern spezialisiert und vertreibt diverse Marken, die es sonst nirgends zu kaufen gibt. Das ist einerseits strategisch klug, weil viele Uhrenfans in den letzten Jahren begonnen haben, Zeitmesser von kleineren Manufakturen zu kaufen, statt lange auf die immer gleichen Modelle der grossen, bekannten Hersteller zu warten. Die sogenannten Independents, von denen viele bei Les Ambassadeurs präsent sind, haben zuletzt einen regelrechten Boom erlebt.

Doch dieses Geschäft ist und bleibt eine Nische. Die grossen Stückzahlen bolzen nicht Speake-Marin, Trilobe oder Greubel Forsey, sondern Rolex, Cartier, Omega, Audemars Piguet, Patek Philippe und Richard Mille. Wer diese nicht anbietet, hat als Händler quasi automatisch ein Volumenproblem. Und Volumina braucht es eben, um Prestigelagen zu refinanzieren.

Les Ambassadeurs wurde bereits vor Jahren vom Verkauf von Uhrenmarken des Richemont-Konzerns ausgeschlossen. Später haben sich AP und Richard Mille ebenfalls vom einstigen Partner verabschiedet. Und Ende 2024 hat nun auch die Swatch Group die Bande zu Les Ambassadeurs gelöst. Noch werden zwar auf der Homepage diverse Swatch-Group-Marken genannt. Dabei geht es aber nur um den Abverkauf bestehender Bestände.

Luzern? Läuft!

Am Standort Luzern bleibt bei Les Ambassadeurs vorerst alles beim Alten. Gleiches gilt für den Onlineshop, nicht aber für die Filiale Interlaken von Watches of Switzerland. Diese werde, so Vanotti, ersatzlos geschlossen. Grund ist die anhaltende Flaute im Tourismus, jedenfalls im Gruppentourismus aus Asien. «Niemand kommt mehr nach Interlaken», sagt Vanotti. Watches of Switzerland bleibt, wie Les Ambassadeurs, in Luzern aktiv.

Sofern Vanotti eben in den nächsten Wochen genug finanzielle Commitments bei neuen Investoren einsammeln kann. Vielleicht lässt sich ja der Trainer der Fussballnationalmannschaft, Murat Yakin, überzeugen. Er ist ein Fan der Uhrenmarke Cyrus und war eben erst bei einem Event von Les Ambassadeurs in Zürich zu Gast.