Die Grossbanken UBS und Credit Suisse sind amerikanisierte Unternehmen. Mehr als 22  000 von 63  800 Mitarbeitern im UBS-Konzern arbeiten in den Vereinigten Staaten – etwa so viele wie am Schweizer Stammplatz. Bei der Credit Suisse arbeiten rund 10  000 von 49  000 Mitarbeitern in den USA, in ihrem Verwaltungsrat sitzen drei Amerikaner und in der Konzernleitung fünf. Ihr Chef Brady Dougan bezog zwar nach seinem Jobantritt vor drei Jahren ein Domizil in Erlenbach an der Goldküste, behielt aber seinen Wohnsitz in Greenwich nordöstlich von New York. Nur die Hälfte der Zeit verbringe er in der Schweiz, erklärte Brady Dougan.

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Für die amerikanischen Mitarbeiter der Grossbanken ist im Zweifelsfall klar, was gilt: nicht der Schutz des Schweizer Bankgeheimnisses, sondern der Schutz der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie müssen sich an den US Patriot Act halten wie an das neue Dodd-Frank-Bankengesetz, sie orientieren sich am Regelwerk der Federal Reserve Bank wie an der Securities and Exchange Commission und achten peinlichst auf die scharfen Regeln des Sarbanes-Oxley Act. Falls etwas schiefgeht, leisten sie exorbitante Straf- und Schadenersatzzahlungen nach amerikanischen Gepflogenheiten. Das kostete schon beide Banken Milliarden.

Die faktische Unterwerfung unter US-Recht wurde mit einer devoten Vollzugsmeldung der UBS im August besiegelt: Die Bank berichtete über die Auslieferung von 4450 Kundendaten an die US-Behörden.

Das gesamte Engagement der Grossbanken in den USA wird inzwischen von Experten in Frage gestellt. «Für die UBS dürfte sich dieses Geschäft kaum gerechnet haben», rechnet Robert Vogler, der frühere Chefhistoriker der UBS, für die vergangenen Dekaden vor.

Eine Kennzahl verdeutlicht das miese Resultat der US-Einheiten: Die Kosten-Aufwand-Relation lag beim Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft stets bei rund 50, aber die US-Kollegen schafften es nie, deutlich unter die 90 zu kommen. «Für die Bank und deren Aktionäre fiel wenig ab», resümiert der Historiker, «ein verfehltes Geschäftsmodell.» Der St.  Galler Bankenprofessor Beat Bernet empfiehlt gar die Aufteilung in eine «Inlandbank und eine Globalbank».