Der Lufthansa-Konzern lässt die Marke Germanwings trotz einiger Erfolge verschwinden. Mit dem Absturz der 4U9525 mit 150 Toten hat der Wechsel zur neuen Plattform Eurowings aber nichts zu tun.

Die Tage der Fluggesellschaft Germanwings sind gezählt. Obwohl die Marke noch ein paar Wochen und die Schriftzüge auf den Flugzeugen vielleicht noch über Jahre zu sehen sein werden, geht das wesentliche Geschäft an diesem Sonntag (25. Oktober) auf die Nachfolgerin Eurowings über.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Rüsten gegen Billigflieger-Konkurrenz

Die bislang noch in Düsseldorf und bald in Köln beheimatete Lufthansa-Tochter wird mit Beginn des Winterflugplans zum Vertragspartner der Germanwings-Kunden. Sie trägt zugleich die Hoffnungen des Konzerns, sich im Kampf gegen Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair behaupten zu können.

Der Name Germanwings wird noch auf lange Zeit mit dem vom Co-Piloten herbeigeführten Absturz des Airbus mit der Flugnummer 4U9525 verbunden werden. Dabei kamen im Frühjahr 149 Opfer und der Verursacher selbst ums Leben.

Der Markenwechsel aus unternehmensstrategischen Gründen war aber schon vor dem 24. März beschlossene Sache, so dass die Tragödie in den französischen Seealpen den Umbau eher verzögert als beschleunigt hat.

2015 erstmals mit Gewinn

Dabei hatte die 2002 als Billigflieger gegründete Germanwings in ihrer wechselvollen Geschichte zuletzt sogar Erfolge vorzuweisen. Seit 2012 hat sie von der Lufthansa schrittweise die bis dahin extrem defizitären Europaflüge abseits der Drehkreuze München und Frankfurt übernommen und ist zur drittgrössten deutschen Fluggesellschaft aufgestiegen.

Sie ist stark an mittleren Flughäfen wie Stuttgart, Köln, Hamburg oder Berlin vertreten. Laut Lufthansa fliegt Germanwings wegen ihrer im Vergleich zur Mutter niedrigeren Kosten und mit ihrem cleveren Tarifsystem zudem in diesem Jahr erstmals einen Gewinn ein. Früher standen jährlich dreistellige Millionenverluste für die sogenannten dezentralen Verkehre in der Bilanz.

Eurowings mit mehr Sparpotenzial

In der Strategie von Lufthansa-Chef Carsten Spohr spielt die Germanwings mit ihren derzeit noch 60 Airbus-Jets dennoch keine führende Rolle mehr. An ihrer Stelle machte er die bislang deutlich kleinere Schwestergesellschaft Eurowings zur Leitplattform eines neuen Billigfliegers im europäischen Massstab.

Dort, so Spohrs Kalkül, könnten noch weit mehr Kosten eingespart werden, wofür er einen heftigen Tarifkonflikt mit seinen selbstbewussten Piloten riskiert und vorerst auch gewonnen hat. Die Vereinigung Cockpit (VC) wollte mit aller Macht verhindern, dass schlechter bezahlte Piloten ausserhalb des Lufthansa-Konzerntarifvertrags die Eurowings-Jets steuern.

Fernflüge unter der Marke Eurowings

Nachdem die Piloten mit ihren Streiks letztlich vom Landesarbeitsgericht Hessen gestoppt wurden, dreht sich zum 25. Oktober das Verhältnis zwischen den Wings-Schwestern um. Flogen bislang die 23 Jets der Eurowings im Auftrag der Germanwings, ist es künftig genau umgekehrt.

Neu sind zudem Fernflüge unter der Marke Eurowings, deren erster am 2. November ab Köln in Richtung Karibik abheben soll. An den Steuerknüppeln sitzen Piloten des deutsch-türkischen Gemeinschaftsunternehmens SunExpress.

Die Marke Germanwings wird laut Lufthansa zum Januar aus Werbung, Internet und Vertrieb verschwinden. Die Flugzeuge werden den Schriftzug so lange tragen, wie ihre Crew noch zu Lufthansa-Tarifen fliegt, dann wird auf Eurowings umlackiert.

Über Jahre «abgeschmolzen»

Die teuren KTV-Piloten sollen nach und nach auf freiwerdende Stellen bei der Lufthansa-Mutter wechseln, die Germanwings wird so über Jahre «abgeschmolzen», falls es nicht doch noch zu einer Einigung mit der VC kommt.

Die freiwerdenden Flieger landen bei einer neuen Tochter, der in Wien beheimateten Eurowings Europe. Sie hat noch einmal niedrigere Tarifbedingungen als die deutsche Eurowings und soll im März mit zunächst fünf Jets in Kerneuropa starten.

(sda)