Zwar sprechen viele Fakten im Heimmarkt für den Aufschwung, doch die konjunkturelle Grosswetterlage verängstigt die Exportnation Schweiz, und das spiegelt sich nicht zuletzt an den Börsen: Der SMI pendelt orientierungslos und liegt tiefer als zu Jahresbeginn.

Grund der Nervosität ist eine Verlagerung des wirtschaftlichen Gravitätszentrums nach Osten, welche die Wohlstandszuwächse der westlichen Welt gefährdet. «Die Turbulenzen sind Folgen eines Wandels: Die USA als militärische Macht und der Wohlstand in Europa werden durch die aufstrebende Wirtschaftsmacht China in Frage gestellt. Zudem bremst der Abbau von Schulden bei den Konsumenten in den USA und den Staatshaushalten in Europa die Wirtschaft», betont der New Yorker Börsenveteran William Browne, der mit Tweedy, Browne die älteste Investmentfirma der Wall Street leitet.

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Klares Zeichen dieser Verunsicherung ist das Goldfieber der Anleger. Der Preis des Edelmetalls hat seit Jahresbeginn deutlich angezogen, doch viele Beobachter erwarten einen weiteren Anstieg. Die Nachfrage von privaten Investoren bleibt hoch, die Notenbanken haben ihre Goldverkäufe grösstenteils eingestellt, und die Minenproduktion des Metalls stagniert bei jährlich 2500 Tonnen. Am Paradeplatz müssen viele Banken ihre Goldbarren bereits auslagern, weil die Böden in den Kellern das Gewicht nicht mehr tragen können.

Doch vergessen gehen sollte dabei nie: Allen globalen Unbilden zum Trotz steht die Schweizer Wirtschaft im Heimmarkt kerngesund da. Das zeigen auch die Stresstests der Banken, die in Europa angeblich doppelt bis dreimal so hart waren wie in den USA, aber noch immer deutlich schwächer als die Tests der Finma. Mit ihren Eigenkapitalquoten von 16,4 (UBS) und 16,3 Prozent (Credit Suisse) übertreffen die Schweizer Grossbanken die EU-Vorgaben um Längen. Ihre Ausstände in den europäischen Problemländern sind zudem sehr gering. Entwarnung kann es angesichts der unsicheren Lage nicht geben, selbstbewusste Gelassenheit aber schon.

Dirk Schütz
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