Beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sucht man ihn ebenso vergeblich wie bei der Denkfabrik Avenir Suisse, und unlängst trat er auch aus dem Club Freunde der FDP aus, nachdem Parteipräsident Fulvio Pelli dem Mann mit dem 40-Millionen-Salär «die Tugend der Bescheidenheit» abgesprochen hatte. Er verhält sich, als ginge ihn die hiesige Debatte um Doppelmandate und leistungsferne Managerlöhne nichts an. Dabei steht der letzte Alleinherrscher eines Schweizer Weltkonzerns, der in den letzten sieben Jahren 250 Millionen Franken bezog, mitten in deren Zentrum.

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Solange er in beiden Fragen noch immer auf das Stammland des Kapitalismus verweisen und dieses als Wahlheimat deklarieren konnte (immerhin sitzt er bei PepsiCo im Verwaltungsrat), lieferte er zumindest Argumente. In den USA waren Doppelmandate lange Zeit normal, und die Chefs grosser Rivalen wie Pfizer oder Merck verdienten deutlich mehr. Das hat sich längst geändert. Vasella ist heute der mit Abstand bestbezahlte Pharmamanager der Welt. Das Doppelmandat ist zwar in Amerika noch immer weit verbreitet, gilt aber unbestritten als veraltet. Krisengeschüttelte Konzerne wie Citigroup oder Bank of America verzichten genauso darauf wie Erfolgsunternehmen wie Microsoft. Als vorbildlich gelten heute Checks and Balances, nicht Machtballung in einer Person. Die Aktionärsvereinigung ISS etwa, in den USA eine Vorreiterin für moderne Unternehmensführung, lehnt Doppelmandate ab – und will deshalb im Februar gegen dasjenige Vasellas stimmen.

Zudem hat Vasella den Verwaltungsrat nicht wirklich amerikanisiert. US-Konzerne mit Doppelmandat verfügen meist über ein starkes Kontrollgremium mit einem sogenannten Lead Director, der dem Präsidenten Paroli bieten kann. Das ist bei Novartis nicht der Fall. Der deutsche Lead Director Ulrich Lehner, von Vasella persönlich ausgewählt wie fast der gesamte handzahme Verwaltungsrat, stammt aus einer Kultur mit traditionell schwachen Aufsichtsvertretern. Der «eiserne Dan» hat sich die beste aller Welten für seinen Machterhalt geschaffen. Doch zu Hause ist er nirgends mehr.

Dirk Schütz
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