Als im Januar dieses Jahres die belgische Unternehmung Alcopa die Autoabteilung (Herfina AG) aus der arg schlingernden Erb-Gruppe herauskauft, stockt so manchem der 700 Erb-Mitarbeiter der Atem. Nicht schon wieder ein Familienunternehmen! Doch der Alcopa-CEO, der 55-jährige Dominique Moorkens, beruhigt in der Folge während diverser Auftritte vor Autohändlern in der Schweiz:

«Einen Crash wie bei den Erbs hätte es bei uns nicht geben können.» Mit gutem Grund. Das 1937 in Belgien gegründete Familienunternehmen gehört zwar zu hundert Prozent der Familie Moorkens. Aber alle Entscheidungen der Firma würden, so sagt Dominique Moorkens, zusammen mit einem rechtlich unabhängig von der Familie agierenden Management getroffen. Der Unterschied zu den Erbs ist offensichtlich: Bei diesen hatte bis zu seinem Hinschied im vergangenen Sommer Patriarch Hugo Erb allein das Sagen. Das hatte, wie man heute weiss, verhängnisvolle Auswirkungen.

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Ein weiterer Punkt, den Moorkens gerne und immer wieder betont: Er, der die Schweiz bereits vor dem Abschluss des Deals mit der Erb-Holding gut kannte, sei zuvor nie in Kontakt mit den Erbs geraten.

Für die Erb-Firma Herfina hat Moorkens rund 150 Millionen Franken auf den Tisch geblättert. Damit hat er die Mitarbeiter und alle beweglichen Güter übernommen. Zur Herfina gehörten bis anhin die Marken Hyundai (jetzt Hyundai Swiss),

Suzuki (jetzt Suzuki Schweiz), Tata (noch kein neuer Partner für die Schweiz) sowie rund dreissig Händlerbetriebe (Verkauf von Ford, MAN, Mercedes, Opel). Die Alcopa plant, in den kommenden Jahren weitere 150 Millionen Franken in den Ausbau von Garagenbetrieben zu investieren.

Dominique Moorkens meint: «Mit unseren über 700 neuen Mitarbeitern sehen wir beruhigt in die Zukunft.» Das sagt er nicht, während er im belgischen Firmensitz in Kontich sitzt, sondern in der Schweiz. Moorkens verbringt mindestens ein Drittel seiner Zeit in den Alpen. In Verbier besitzt der Belgier ein Chalet, das er zusammen mit seiner Ehefrau und den zwei adoptierten Waisenkindern aus Korea gerne und oft bewohnt. Er selber ist eines von sechs Kindern des Firmengründers Albert Moorkens.

Die Schweiz kennt der CEO nicht nur aus der Ferienansicht. Das ist im Januar auch einer der Gründe für den erfolgreichen Abschluss der Übernahme gewesen. Ihre Verhandlungen haben die Parteien bereits im November begonnen. Moorkens führt drei Faktoren an, die ihn letztlich zum Kauf bewegt hätten: Erstens ist die Schweiz für Alcopa kein Neuland. Seit Jahren macht Alcopa mit zwei Firmen in der Schweiz beim Zweirad-Import gute Geschäfte. Ihr gehören die beiden Häuser Grandjean Diffusion in Lausanne (mit Peugeot) und Frankonia in Zürich (mit Suzuki).

Zweiter Grund für ein Engagement sind gemäss Moorkens die exzellenten Erfahrungen, die Alcopa mit dem Import der Marken Hyundai und Suzuki in anderen europäischen Ländern gesammelt hat. Drittens ist Moorkens davon überzeugt, dass Belgien und die Schweiz grosse Ähnlichkeiten sowohl in der Sprache wie auch in der Grösse des Marktes aufwiesen.

Als Erstes nach der Übernahme hat Moorkens den neuen Chef für die Schweiz bestellt. Er vertraut die neue Geschäftsdivision Martin K. Parsons an, der bisher Generaldirektor Hyundai Schweiz (jetzt Hyundai Swiss) gewesen ist. Für den neuen Chairman Alcopa Swiss ist nach seinem Aufstieg nicht viel Zeit zur stillen Freude geblieben. Parsons musste als Erstes gleich einsteigen und die Ablösung von Mitsubishi vom Schweizer Geschäft mitgestalten.

Mitsubishi mit seinen vierzig bis fünfzig Mitarbeitern in der Schweiz wird von Alcopa nicht übernommen und soll in Zukunft von Mitsubishi Europe in Eigenregie geführt werden. Parsons sagt zu diesem Ablösungsprozess: «Wir helfen, wo wir können, und sind an einer weiteren Zusammenarbeit sehr interessiert.» Stefan Jacoby, Präsident von Mitsubishi Europe, antwortet ihm: «Die Aktivitäten in der Schweiz und in Liechtenstein haben für uns höchste Priorität. Die Länder gehören zu unseren top ten.»