Das Aktienmarktumfeld ist seit einem Jahr von einer volatilen Seitwärtsbewegung geprägt. Die Volatilität, ausgedrückt in der annualisierten monatlichen Standardabweichung der täglichen Renditen des EuroStoxx 50 Index, stieg von 20 Prozent zu Beginn dieses Jahres temporär auf über 50 Prozent. Aussergewöhnlich bei dieser erhöhten Volatilität ist auch die relativ geringe Renditedifferenz zwischen einzelnen Aktien. Die Differenz etwa zwischen der zwölftbesten und zwölftschlechtesten Aktie im EuroStoxx 50 Index betrug 2010 weniger als 16 Prozent. Selbst im Frühsommer, als die Volatilität markant zunahm, weitete sich die Differenz nur geringfügig aus - und sogar um einiges weniger als in den volatilen Jahren 2001 bis 2003 oder 2008/09, als die Volatilität 50 Prozent überschritten hatte.
Mit anderen Worten: Die EuroStoxx-50-Aktien bewegten sich 2010 mehr oder weniger im Gleichschritt nach oben und unten. Ein wesentlicher Grund ist die grosse Unsicherheit, ob die Weltwirtschaft eine erneute Rezession (Double Dip) oder eine erhöhte Inflation erfahren wird. Entsprechend stark beeinflussen makroökonomische Nachrichten das Verhalten der Anleger, deren Risikobereitschaft zuweilen wächst, dann wieder sinkt.
Während bei Seitwärtsmärkten «Kaufen-und-Halten»-Strategien grundsätzlich wenig Ertrag versprechen, erschweren geringe Renditedifferenzen allen selektionsbasierten Strategien eine gute Rendite - seien es traditionelle Long-only- oder marktneutrale Long/Short-Strategien, wie sie zum Beispiel Newcits-Fonds verkörpern. Somit ist die Titelselektion derzeit kein tragendes Performance-Standbein.
Volatilitätsstrategien einseitig
Volatilitätsstrategien und -fonds sind in volatilen Zeiten nicht zwingend erfolgreich. Die aktuellen Kurse preisen die momentane und die erwartete Volatilität ein. Nur wenn die Volatilität höher ausfällt als vom Markt erwartet, schneiden Volatilitätsfonds gut ab, nicht aber, wenn die Volatilität tiefer ausfällt. Letzteres war 2009 der Fall. So verlor z.B. der CCR Long Vol Fund 2009 auf Euro-Basis 9 Prozent. Im laufenden Jahr fiel die Volatilität dagegen höher aus als erwartet, und der Fonds gewann 12 Prozent per Ende September.
Optionsstrategien, wie GOAL (Geld- oder Aktien-Lieferung) und BLOC (Buy low or cash), können im jetzigen Marktumfeld durchaus Erfolg haben. Sie verschreiben Optionen und verdienen dafür Optionsprämien. Sie sind aber nicht risikolos. Denn Stillhalter einer ungedeckten Call- bzw. Put-Option riskieren, dass der Kurs der unterliegenden Aktie stärker steigt bzw. fällt als die verdiente Prämie. Wird bei einer Seitwärtsbewegung mit zunehmender Volatilität gerechnet, ist ein Long straddle angezeigt, der eine Call- und Put-Option zum gleichen Basiswert zum selben Ausübungspreis und -zeitpunkt kauft. Hierbei ist das maximale Verlustrisiko auf den Kapitaleinsatz begrenzt, während die Höhe möglicher Gewinne unbegrenzt ist. Wird mit abnehmender Volatilität gerechnet, ist ein Short straddle angezeigt, der eine Call- und Put-Option zum gleichen Basiswert zum selben Ausübungspreis und -zeitpunkt verkauft. Hier ist das maximale Verlustrisiko unbegrenzt, während die Gewinnhöhe auf die verdiente Prämie begrenzt ist. Ein BLOC-Beispiel ist der am 31. Mai aufgelegte UBS BLOC EuroStoxx 50 mit maximal 6,4 Prozent Ertrag per 17. Dezember 2010 (in Dollar).
Richtiger Zeitpunkt wichtig
Strategien, die auf Market Timing basieren, können auch in volatilen Seitwärtsmärkten mit relativ geringen Renditedifferenzen gut funktionieren. Dazu zählen die in einen Fonds verpackten GTAA-Strategien (Global Tactical Asset Allocation) wie auch Advisory- oder Mandat-Strategien, die ETF bzw. Futures «long» bzw. «short» einsetzen. Beide Instrument-Typen bilden den jeweiligen Markt passiv ab; sie verzichten also auf titelbasiertes Research und Titelselektion. Ein Beispiel für einen GTAA-Fonds ist der CS SICAV One (Lux) GTAA 10 Prozent VaR. In Dollar gerechnet, verbuchte er seit Lancierung im April 2008 bis Ende 2009 rund 10 Prozent Verlust, im laufenden Jahr per Ende August dagegen über 15 Prozent Gewinn. Vertreter einer Market Timing-basierten Strategie, die ETF und aktiv gemanagte Fonds einsetzt, ist der Prozess Research-based Advice, kurz RBA, der UBS. Der Performancebeitrag aus der aktiven Anlageklassengewichtung dieser Strategie für ein konservatives Risikoprofil belief sich im laufenden Jahr per Mitte Oktober auf 3 Prozent, gerechnet in Franken.
Gutes Market Timing ist im gegenwärtigen Umfeld das A und O. Es ist aber nicht einfach, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf bzw. Verkauf der richtigen Anlageklasse zu finden. Aktiv verwaltete Gemischtmandate und -fonds der UBS halten gegenwärtig Aktien sowie Investmentgrade- und hochverzinsliche Firmenanleihen übergewichtet, Staatsanleihen dagegen untergewichtet. Diese Positionierung basiert unter anderem auf dem Bewertungsmodell der UBS, laut dem die Börse in den USA um 13 Prozent und jene in Europa um 25 Prozent unterbewertet ist, während amerikanische und europäische Staatsanleihen um 7 bzw. 4 Prozent überbewertet sind. Die UBS-Anlagestrategen gehen davon aus, dass der Seitwärtsmarkt vorderhand anhält - mit steigenden Renditedifferenzen. Damit würde die Titelselektion für das Erzielen von Mehrwert wieder stärker ins Gewicht fallen.