Eigentlich war am Abend der BILANZ-Recherche Stiller Haas angesagt. Die Band gastiert im Luzerner «Stadtkeller». Doch dann drängt sich der Arbeitstermin dazwischen, und statt im Konzert sitzt man einen guten Steinwurf entfernt im «Bodu» am Ufer der Reuss.

Richard Beaudoux, Patron des Hauses, wollte den Abend ebenfalls mit Endo Anaconda verbringen. Im «Stadtkeller» hatte er einst 15 Jahre lang gewirtet, Stiller Haas jedoch regelmässig verpasst. Auch ihm kommt Arbeit dazwischen. Statt, ohne sich persönlich zu kennen, nun am Konzert zu weilen, sitzen Gäste und Gastgeber nach einem wie gewohnt guten Essen im «Bodu» zusammen, und der so ganz anders geplante Abend entwickelt sich, befeuert von reichlich Bordeaux, ähnlich erinnerungswürdig.

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Brasserie Bodu
Richard und Monika


Beaudoux, Kornmarkt 5, Luzern, Tel. 041 410 01 77, brasseriebodu@tic.ch, 13 «Gault Millau»-Punkte, keine Ruhetage.

Die Brasserie Bodu im Haus zum Raben ist in Luzern eine Institution. 365 Tage im Jahr ist sie offen. Von 11.30 bis 23.30 Uhr gibt es durchgehend warme Küche. Ein vergleichbares Restaurant in einer anderen Schweizer Stadt zu nennen, fällt schwer. Soll es gar den gleichen warmherzigen Charme, gepaart mit grossstädtischem Flair und dem Zufluchtscharakter einer Herberge, besitzen, ist das Unterfangen vollends unmöglich.

Speziell ist zunächst schon mal der Name. Selbstironisch karikieren Richard und seine den Betrieb mindestens so stark prägende Frau Monika damit die Luzerner und ihre Art, den französischen Namen der beiden auszusprechen. Richard Beaudoux kam mit elf Jahren aus dem Pariser Raum in die Schweiz, absolvierte auf dem Bürgenstock unter dem legendären Paul Rüegsegger eine Kochlehre und schuf sich darauf in Luzern einen verdienten Namen als eigenwilliger, innovativer Wirt mit Bodenhaftung.

Als Zweites gefällt im «Bodu» die Patina samt liebevoll verschnörkelter Einrichtung der verwinkelten, aber sich auch wieder grosszügig auf die Terrasse und die Reuss hin öffnenden Räume. Das Personal ist eine Augenweide und bedient freundlich und zuvorkommend.

Das Essen erfüllt regelmässig die Erwartungen.

Zuverlässig und konstant in seiner Qualität, hat es über die Jahre hinweg noch nie enttäuscht. Es ist die klassische Brasserieküche mit ihren saisongerechten Produkten: den Austern und Bouchot-Muscheln aus St-Malo, dem Choucroute de la mer im Winter und dem Couscous de la mer im Sommer. Die Karte ist relativ klein und übersichtlich; jeden Monat wird sie von Richard Beaudoux überarbeitet und seinem langjährigen Chef Paul Rackham in die Küche geschickt. Fast immer findet sich darauf der köstliche Linsensalat, das Entrecôte mit der hauseigenen Kräuterbutter und den besten Frites der Stadt, die Entenbrust oder der Coq au Vin. Es ist eine grundehrliche Küche, geschmackstief, schnörkellos und unprätentiös.

Abends wird auf die Wasserkaraffe ein Zuschlag von 2.50 Franken erhoben. Der Aufpreis entfällt, wenn der Weinkonsum den Wasserbedarf übersteigt. Listig demonstriert Beaudoux damit seine neben der Menschenliebe zweite Passion: die Liebe zum Wein im Allgemeinen, zum Bordeaux-Wein im Speziellen.

Bordeaux ist für ihn der Inbegriff von Weineleganz und Bekömmlichkeit. Keiner passt besser zum Essen. Seine Bordeaux-Karte ist nicht übermässig gross, doch klug durchdacht. Die Preise sind moderat, die Zahl trinkreifer Weine ist gross. Erweist sich ein Gewächs überraschend als noch über Gebühr kantig, wird es wieder von der Karte entfernt. Beaudoux’ Weinliste hat so stets etwas wohltuend Improvisiertes. Spannende Entdeckungen sind auch für Kenner jederzeit möglich.