Schweizer sind unfreundlich, reserviert und distanziert. Zumindest finden das ausländische Fachkräfte in der Schweiz, wie eine Umfrage zeigt. Auf einer Rangliste von Zielländern rangierte die Schweiz deshalb im letzten Jahr gerade so im Mittelfeld. Doch 2017 machte die Schweiz vier Ränge gut. Denn: Nirgendwo fühlen sich die Expats so sicher wie hierzulande.

In der Umfrage, in der ausländische Fachkräfte bereits zum vierten Mal Zielländer klassifizieren, belegt die Schweiz dieses Jahr den Platz 27 von insgesamt 65 Ländern. Damit liegt die Schweiz hinter Ländern wie etwa Kolumbien, Rumänien, Kambodscha oder Ecuador.

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Sicherheit als Trumpf

Zwar klassifizierten die Expats die Schweiz schlechter als in den Jahren 2015 (Platz 14 von 67 Ländern) und 2014 (Platz 4 von 61). Gegenüber dem letzten Jahr (Platz 31 von 67) hat die Schweiz aber vier Plätze gutgemacht.

Ein Grund dafür: Für Expats gilt die Schweiz als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. 97 Prozent der Befragten fühlen sich hierzulande sicher. Damit landet die Schweiz beim Faktor Sicherheit auf dem ersten Platz, gefolgt von Norwegen und Singapur. Im letzten Jahr figurierte die Schweiz noch auf Platz 6.

USA verliert bei Sicherheit

Auch die friedliche Atmosphäre und die politische Stabilität ernten grosses Lob. Betreffend persönliche Sicherheit ist die Schweiz auf dem dritten Platz das einzige Land in Europa, dass es in die Top Fünf schafft. Besser schneiden bei diesem Faktor noch Singapur und Japan ab.

Damit hat die Schweiz genau dort gewonnen, wo andere Länder stark an Punkten eingebüsst haben. Die grössten Verlierer betreffend Sicherheit sind die USA. Sie landeten dieses Jahr auf dem 51. Platz, gegenüber dem 31. Platz im Vorjahr.

Über 40 Prozent der Umfrageteilnehmer bewerten die politische Stabilität in den Vereinigten Staaten negativ. Auch Grossbritannien gehört puncto Sicherheit zu den grossen Verlierern. Dort wird die politische Stabilität von rund einem Drittel negativ bewertet.

Kein herzlicher Empfang

Einmal mehr hapert es in der Schweiz aber bei den sozialen Faktoren. Wie schon im letzten Jahr zeigt die Studie, dass sich Fachkräfte aus dem Ausland hier nicht willkommen fühlen.

Im entsprechenden Index, der misst, wie sich ausländische Fachkräfte in der Schweiz einleben («Ease of Settling In Index»), belegt die Schweiz den 61. Platz von insgesamt 65. Schlechter sind noch China, Kuwait, Österreich und Dänemark.

Rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer finden, dass Schweizer den Ausländern gegenüber nicht freundlich sind. Sie seien reserviert, distanziert, traditionsverbunden und nicht besonders dynamisch. Gut 70 Prozent der ausländischen Fachkräfte finden es schwierig, Freunde unter Schweizern zu finden.

Schuld daran ist auch das Schweizerdeutsch. Denn obwohl sechs von zehn Expats die Landessprachen beherrschen, kämpfen viele mit dem hiesigen Dialekt. Dieser sei schwer zu erlernen und viele Expats meinen, man müsse die Sprache sprechen, um klar zu kommen in der Schweiz.

Bahrain bei Expats am beliebtesten

Ganz anders in Bahrain, dort sei Englisch weit verbreitet und es sei nicht nötig, die Landessprache zu erlernen. Das Land rangiert dieses Jahr im Gesamtranking auf dem ersten Platz, nachdem es letztes Jahr noch den 19. Platz belegte.

Dank seiner freundlichen Menschen macht es der Golfstaat Expats leicht, sich wie zuhause zu fühlen. Auf den zweiten Platz schafft es dieses Jahr Costa Rica, und den dritten Platz belegt Mexiko. Auch diese Länder schätzen Expats vor allem wegen der freundlichen Einheimischen.

Auf den letzten drei Plätzen figurieren seit vier Jahren Griechenland und Kuwait sowie seit 2015 Nigeria. Die Hälfte aller Befragten in Griechenland berichtet, dass ihr Haushaltseinkommen nicht zur Deckung aller Lebenshaltungskosten ausreicht. In Nigeria und Kuwait bleibt der Mangel an Lebensqualität ein grosses Problem, wie es weiter in der Studie heisst.

Hoher Lohn und hohe Kosten

Was die Gastfreundlichkeit angeht, schneidet die Schweiz zwar schlecht ab. Umso mehr schätzen die Expats aber die Schweizer Wirtschaft: Nur 1 Prozent der Befragten bewertet diesen Faktor negativ.

Die ausländischen Fachkräfte loben auch die gute Transportinfrastruktur, das Gesundheitssystem, die Qualität der Umwelt und das Bildungssystem.

Allerdings hat das Paradies seinen Preis. Jeder sechste Expat in der Schweiz ist mit seiner finanziellen Lage unzufrieden, was vermutlich an den hohen Lebenshaltungskosten liegt, wie die Autoren der Studie schreiben. In diesem Punkt landet die Schweiz auf dem vorletzten Platz. Die meisten Befragten bewerten auch die Kosten für Wohnen, Krankenversicherung und Kinderbetreuung negativ.

Dies, obwohl rund 60 Prozent der ausländischen Fachkräfte über ein jährliches Haushaltseinkommen von mindestens 100'000 Dollar (97'000 Franken) verfügen. Allerdings ist hier anzumerken, dass die meisten befragten Expats in der Schweiz in den Städten Zürich, Basel, Genf und Lausanne wohnen.

Netzwerk für ausländische Fachkräfte

Für die Studie «Expat-Insider» hat das Münchner Unternehmen Internations rund 13'000 im Ausland lebende und arbeitende Personen befragt. Internations betreibt ein weltweites Netzwerk für Expats - nach eigenen Angaben mit 2,8 Millionen Mitgliedern in 390 Städten.

Der klassische Expat (Expatriat) ist eine Fachkraft, die von seinem Arbeitgeber für eine begrenzte Zeit ins Ausland geschickt wird. Unter den Teilnehmern der Internations-Stude machen solche Expats 11 Prozent aus. Mitgerechnet werden etwa auch Leute, die selber eine Stelle im Zielland suchten, Studenten die im Ausbildungsland bleiben oder auch Partner von Expats.

(sda/ccr)

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