Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt eine noch expansivere Geldpolitik: Das umstrittene Anleihen-Kaufprogramm soll nun bis mindestens Ende März 2017 laufen und nicht mehr im September 2016 enden. Dies teilt die EZB an der Medienkonferenz zum Zinsentscheid mit.

Zuvor hatte sie bereits eine Verschärfung der Strafzinsen für Banken bekanntgegeben. Der sogenannte Einlagensatz sei auf minus 0,3 Prozent von bislang minus 0,2 Prozent gesetzt worden. Für Geschäftsbanken wird es damit noch teurer, wenn sie überschüssige Gelder bei der EZB parken.

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Inflation soll steigen

Den Leitzins für die Versorgung der Kreditinstitute mit Zentralbankgeld beliess die EZB hingegen bei 0,05 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit September 2014.

Die EZB will mit dem Programm das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die aus ihrer Sicht viel zu niedrige Inflation anheizen. Im November waren die Preise in der Euro-Zone nur um 0,1 Prozent gestiegen. Die EZB strebt aber als optimalen Wert für die Wirtschaftsentwicklung knapp zwei Prozent an.

 SNB unter Zugzwang

Der Entscheid der EZB tangiert die Schweizer Geldpolitik, Thomas Jordan und seine Kollegen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) schauen Mario Draghi sehr genau auf die Finger. Die Geldflut der EZB hat die Schweizer Notenbanker im Januar dazu bewogen, mit der Mindestkurspolitik zu brechen, seither ist der Franken auf einem Höhenflug. Eine weitere Lockerung dürfte dem Franken noch mehr Schwung geben, die SNB wäre wohl wieder zu punktuellen Interventionen am Devisenmarkt gezwungen. Thomas Jordan und Co. lassen den Franken seit Monaten in einem Korridor von 1,05 bis 1,10 Franken je Euro schwimmen.

Die europäische Geldpolitik dürfte aber auch die hiesige Zinspolitik durcheinanderwirbeln. Seit Januar liegt der Zinssatz für Bankguthaben auf minus 0,75 Prozent. Die Strafzinsen haben sich bisher sehr gut bewährt, sagte SNB-Chef Jordan kürzlich in einem Interview mit der «Handelszeitung». Beobachter haben das Lob so gedeutet, dass die SNB weiteren Zinssenkung nicht völlig ablehnend gegenübersteht.

(awp/reuters/ccr)