Der US-Logistikkonzern Fedex will den europäischen Markt aufrollen: Fedex bietet 4,4 Milliarden Euro für den niederländischen Zustelldienst TNT Express, wie beide Unternehmen mitteilten. Sie wollen «so schnell wie möglich» grünes Licht von den Wettbewerbsbehörden.

Eine geplante Übernahme von TNT Express durch den Fedex-Konkurrenten UPS hatte die EU-Kommission vor zwei Jahren allerdings untersagt. Fedex und TNT Express einigten sich daher auf einen «Vertrag mit Vorbehaltsklausel», wonach der US-Konzern pro Aktie von TNT Express 8 Euro zahlen will.

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Verwaltungsrat von TNT Express empfiehlt Übernahme

Das Angebot liegt 33 Prozent über dem Schlusskurs vom vergangenen Donnerstag sowie 42 Prozent über dem durchschnittlichen Aktienpreis von TNT Express in den vergangenen drei Kalendermonaten. Trotzdem sprang der Kurs des niederländischen Unternehmens an der Börse von Amsterdam zunächst nur um rund 30 Prozent auf 7,77 Euro nach oben.

Der Verwaltungsrat von TNT Express habe die Übernahme «einstimmig empfohlen», betonten beide Unternehmen. Einer der grössten Aktionäre, die niederländische Post mit einem Anteil von 14,7 Prozent, habe sich bereits mit dem Verkauf ihrer Aktien einverstanden erklärt.

In Europa aufholen

Fedex-Konkurrent UPS hatte im März 2012 knapp 6,8 Milliarden Dollar für TNT Express geboten, blies die Übernahme aber wegen des Widerstands seitens der EU-Kommission im Januar 2013 ab. TNT Express kündigte wenig später die Streichung von 4000 Stellen und die Konzentration auf Europa an. Heute hat das Unternehmen knapp 60'000 Mitarbeiter in 190 Ländern.

Fedex beschäftigt über 325'000 Menschen, der Umsatz beträgt 45 Milliarden Dollar. In Europa ist Fedex aber weniger stark vertreten als UPS oder die Deutsche Post DHL. Daher seien sich FedEx und TNT Express «hochgradig sicher, adäquate und schnelle Antworten auf Wettbewerbsbedenken"»geben zu können. TNT Express etwa sei bereit, seine europäische Luftfrachtsparte abzugeben.$

Acht Wochen Zeit für Angebote

Für die Aktionäre von TNT Express sei die geplante Übernahme eine «gute Nachricht», erklärte Unternehmenschef Tex Gunning. Der Chef von Fedex, Frederick Smith, hob die Chancen für das langfristige Wachstum seines Konzerns hervor.

Sollte ein Dritter binnen acht Wochen ein Angebot unterbreiten, das mindestens 8 Prozent über dem von Fedex liegt und zudem «substanziell günstiger» für das niederländische Unternehmen ist, kann der Vertrag zwischen beiden annulliert werden.
Im Expressgeschäft werden Pakete besonders schnell, meist über Nacht, mit Kurieren zugestellt. Daran verdienen die Unternehmen deutlich besser als am gewöhnlichen Brief- und Paketgeschäft.

Kooperation mit Schweizerischer Post

In der Schweiz arbeiten TNT Express und die Post seit dem Jahr 2000 in einem Gemeinschaftsunternehmen zusammen. Durch TNT Swiss Post ist das Poststellennetz der Schweiz an das weltumspannende Netz von TNT angebunden.

Die Übernahmepläne von Fedex nehme man zur Kenntnis, sagte ein Sprecher der Schweizerischen Post auf Anfrage. Noch könnten die Auswirkungen der Transaktion nicht abgeschätzt werden.

(sda/dbe)