Das Wachstum der globalen Finanzvermögen ist ungebrochen. Davon profitiert auch der Schweizer Finanzplatz. Auch wenn er weiterhin zur Spitze zählt, dürfte er in Zukunft ein wenig an Bedeutung verlieren.

Im vergangenen Jahr sind die Vermögen in der Schweiz 2021 gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent auf 4,1 Billionen Dollar gestiegen. Zum Vergleich: Weltweit haben die Vermögen im vergangenen Jahr gar um 10,6 Prozent auf den Rekordwert von sagenhaften 530 Billionen Dollar zugenommen. «Das ist das stärkste Wachstum seit zwei Dekaden», sagte Anna Zakrzewski, globale Leiterin der Wealth Management Division beim Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) an einer Medienkonferenz zur der Vorstellung des am Donnerstag veröffentlichten «Global Wealth Report 2022».

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Ursache dafür sind sprudelnde Unternehmensgewinne und starke Aktienmärkte sowie grosse Nachfrage nach Sachwerten in Form von Immobilien, Wein, Kunst, Uhren und verwandten Vermögenswerten. Sachwerte machten nun fast 50 Prozent des Gesamtvermögens aus, so die Expertin.

Vermögen in der Schweiz werden 2026 auf 4,6 Billionen Dollar klettern

Bis zum Jahr 2026 dürften die Vermögen in der Schweiz auf insgesamt 4,6 Billionen Dollar klettern. Dabei würden die Vermögen im Inland (Onshore) mit einem jährlichen Wachstum von 3,2 Prozent auf 1,9 Billionen Dollar stärker zunehmen als die grenzüberschreitenden (Cross-border), schätzt BCG. Für die Vermögen aus den Wachstumsmärkten werde ein Anstieg auf 1,6 von 1,4 Billionen und für die aus reifen Märkten auf 1,1 von 1,0 Billionen Dollar erwartet.

Allerdings werde das Vereinigte Königreich (Vermögen 2021: 4,1 Billionen Dollar) stärker wachsen als die Schweiz und diese in der Rangliste der grössten Finanzzentren (Cross-border und Onshore) bis 2026 um einen auf den vierten Platz verdrängen. Die Plätze eins und zwei entfallen weiterhin auf die USA (71,3 Bio Dollar) und Hongkong (4,5 Bio Dollar).

Schweiz verliert ihre Führungsposition bei den grenzüberschreitenden Vermögen

Bei den grenzüberschreitenden Vermögen werde Hongkong mit 3,4 Billionen Dollar im Jahr 2026 die Schweiz mit 2,8 Billionen vom bisher ersten auf den zweiten Platz verdrängen. Dabei werde die Schweiz ihre Führungsposition schon Ende 2023 verlieren, sagte Zakrzewski. Zudem festigt Singapur dank starkem Wachstum den dritten Platz.

Dies liege vor allem daran, dass die Schweiz in den kommenden Jahren «nur noch» um 2,4 Prozent (bisher +3,3 Prozent) wachse. Das bisher starke Wachstum aus Osteuropa und Zentralasien werde praktisch zum Stillstand kommen. Dagegen würden die Finanzplätze Hongkong und Singapur stärker zulegen, unter anderem weil sie mehr Vermögen aus der Region und jüngere Anleger anziehen würden, so die Expertin.

Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) zählt BCG zu den aufstrebenden Finanzplätzen. Die UAE profitierten unter anderem davon, dass russische Vermögen, wenn die wegen des Ukrainekriegs verhängten Sanktionen wieder aufgehoben würden, zum Teil in die UAE verlagert werden könnten.

Banken müssen in die Zukunft investieren

Auch im Onshore-Geschäft werde die Wachstumsrate der Schweiz bis 2026 auf 3,2 von 5,4 Prozent sinken, so BCG. Dabei biete aber das Geschäft mit den Superreichen (UHNWI) und der Reichen (HNW) mit Vermögen über 20 bzw. bis 20 Millionen Dollar attraktive Gelegenheiten. Denn diese Segmente wuchsen überdurchschnittlich um 3,7 bzw. um 3,2 Prozent. Daher drängten auch immer mehr ausländische Banken in diesen Bereich vor.

Dabei zahlt es sich aus, wenn die Banken ihre Hausaufgaben machen und in ihr Geschäft - Stichworte Digitalisierung, Datenanalyse, Krypotanlagen, Personal und Beratung - investieren. Denn damit könnten die Banken die Margen erhöhen und die Kosten senken.

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(awp/gku)