Sunrise-Grossaktionär Freenet stemmt sich gegen den Kauf von UPC durch Sunrise. Der Kaufpreis von 6,3 Milliarden Franken für die Kabelnetzbetreiberin sei zu hoch, erklärte Freenet-Chef Christoph Vilanek am Freitag der Nachrichtenagentur AWP.

Freenet werde auf der ausserordentlichen Sunrise-Generalversammlung im Herbst gegen die geplante Kapitalerhöhung von 4,1 Milliarden Franken zur Finanzierung des Kaufes stimmen, erklärte Vilanek weiter. Damit könnte der Deal auf der Kippe stehen. Freenet hält rund ein Viertel der Sunrise-Aktien.

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Freenet erachtet die vereinbarten Transaktionsbedingungen als sehr unausgewogen und nachteilig für alle heutigen Sunrise-Aktionäre. Der Kaufpreis und die zugrunde gelegte Unternehmensbewertung für UPC Schweiz seien zu hoch, insbesondere angesichts des angespannten Marktumfeldes, dem die Kabelnetzbranche ausgesetzt ist.

Auch die operative Entwicklung von UPC rechtfertige den Kaufpreis nicht. «Im Sinne einer für alle Sunrise Aktionäre fairen Transaktion sollte der Kaufpreis reduziert werden», forderte Freenet.

Freenet-Chef Christoph Vilanek hatte schon im Mai in der «Handelszeitung» klargestellt, dass die aktuelle Entwicklung von UPC für ihn entscheidend sein werde. Sollten die Halbjahreszahlen des Unternehmens schlechter ausfallen als erwartet, dürfte die Opposition gegen die Übernahme weiterwachsen. Denn der Vertrag zwischen Liberty Global, dem Mutterkonzern von UPC, und Sunrise sieht keinen Preisanpassungs-Mechanismus vor.

Der Deal: Sunrise will UPC kaufen

Mit dem Jahresabschluss gab Sunrise Ende Februar bekannt, das Kabelnetzgeschäft von UPC in der Schweiz kaufen zu wollen. Die bisherige Eignerin Liberty Global soll gegen Zahlung von 2,7 Milliarden Franken ausgekauft werden. Zudem übernimmt Sunrise Schulden, womit eine Gesamtbewertung von 6,3 Milliarden Franken resultiert.
Die Bewertung entspricht in etwa dem zehnfachen operativen Cashflow von UPC und liegt damit im Bereich der Bewertungen der kürzlich ebenfalls verkauften Bereiche UPC Österreich (Faktor 11) und UPC Deutschland (Faktor 12).

Tatsächlich hat UPC inzwischen eher maue Quartalszahlen gemeldet: Der Umsatz zwischen April und Juni lag mit 316 Millionen Franken um 3,6 Prozent tiefer als im Vorjahr. Grund sei der intensive Wettbewerb auf dem Schweizer Telekommarkt, so die Erklärung Anfang August.

Auch die Verteilung der Synergien bei der Transaktion seien falsch, sagte Vilanek jetzt weiter. Der Kaufpreis impliziert, dass potenzielle Synergien von 1,3 Milliarden Franken im Vorfeld an die bisherige UPC-Besitzerin Liberty Global gezahlt würden.

Die Aktionäre von Sunrise seien gezwungen, die Risiken einer Trendwende der Performance von UPC Schweiz und die damit verbundenen Integrationsrisiken zu tragen, dabei jedoch einen Grossteil des möglichen Wertschöpfungspotenzials abzugeben, schrieb Freenet in einem Communiqué: «Im Sinne einer für alle Sunrise Aktionäre fairen Transaktion sollte Liberty Global Aktionär des fusionierten Unternehmens werden und einen geringeren Anteil an den zu erzielenden Synergien erhalten.»

Die Chancen einer Blockade durch Freenet sind realistisch. Nimmt man eine durchschnittliche Wahlbeteiligung an einer Sunrise-GV, kann Freenet mit knapp 25 Prozent der Aktien eine Stimmkraft von 30 bis 40 Prozent entwickeln.

Um die UPC-Übernahme zu bodigen, bräuchte Vilanek also bloss noch den Rückhalt von zwei, drei institutionellen Investoren. Dann gilt: Zieht sich Sunrise vom Deal mit UPC-Besitzerin Liberty Global zurück, wird eine Konventionalstrafe von 50 Millionen Dollar fällig. Liberty droht keine solche Ausstiegsbusse.

(awp – mlo/mil/hec/rap)