Wann darf «Made in USA» auf dem Produkt prangen? Die Frage beschäftigt derzeit US-Behörden und das neu erwachende produzierende Gewerbe in Übersee. Angestossen hat sie Fossil-Gründer Tom Kartsotis, der die Marke Shinola zum angesagtesten Hipster-Label Nordamerikas gemacht hat. Und zur grössten US-Uhrenmarke. Sie setzt auf Patriotismus. Ihr Slogan: «Where American is made.» Präsident Barack Obama ist bekennender Fan von Shinola-Uhren. Im Frühling schenkte er dem damaligen britischen Premier David Cameron ein Exemplar.

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Auf dem Boden jeder Uhr ist die Herkunftsbezeichnung «USA movement with Swiss parts» eingraviert. Die «Parts» stammen vom Uhrwerkhersteller Ronda in Lausen BL. Zusammengesetzt werden sie in stillgelegten Autoproduktionsstätten in Detroit. Ronda ist an Shinola beteiligt. CEO Erich Mosset sitzt im Verwaltungsrat der US-Firma.

Mit fremden Federn schmücken

Die Federal Trade Commission (FTC), eine konsumentennahe Wettbewerbsbehörde, hat nun den Shinola-Slogan verboten. Ein Gesetz dazu existiert nicht, aber die Behörde formuliert eigene Regeln, an die sich die Unternehmen halten müssen. Angestossen wurde das Verbot durch den US-Uhren-Blog Hodinkee, der sich in einem Artikel daran störte, dass sich US-Uhrmacher mit fremden – also Schweizer – Federn schmückten.

Die «Made in USA»-Regeln der FTC sind deutlich strikter als die Swissness-Regeln, die ab 2017 bei uns gelten. Sämtliche Komponenten müssten durchwegs in den Staaten hergestellt sein, so die Kurzfassung der FTC-Auslegung.

Nicht nur «swiss parts»

Die Behörde geht noch weiter und greift gar in den Swiss-made-Bereich ein: Shinola muss neuerdings die Herkunftsbezeichnung auf ihren Uhrenrückseiten mit den Worten «with Swiss and foreign parts» ergänzen. Grund: Nicht alle Ronda-Teile stammen aus der Schweiz. Die Firma produziert auch in Thailand.

Ronda-Chef Mosset reibt sich die Augen: «Eine Origin-Definition, die praktisch von der ganzen Herstellung in einem Land ausgeht, ist in der heutigen globalisierten Welt nicht mehr wirklich realitätsnah.» Die US-Behörden schätzten es schlicht zu wenig, dass man die einst nach Asien ausgelagerten Jobs wieder ins Land zurückbringe.