Frau Meyer, der Glacier Express hat 2019 zehn Prozent zugelegt und 258'000 Passagiere transportiert. Den Rekord von 2008 mit 260'000 haben Sie nicht geknackt.
Das stimmt. Allerdings war die Passagierzahl, die wir 2019 erreicht haben, in unserem Businessplan erst für 2025 vorgesehen.

Wie bitte? Wie kann man sich so verschätzen?
Damit haben wir nicht gerechnet. Wir hätten nie gedacht, dass wir mit unserer Onlinestrategie und unseren Innovationen so schnell Erfolg haben würden und die neue Firma so schnell wieder zum Laufen bringen.

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Konkret?
Dank unserem Webshop haben wir zusätzliche Einnahmen generiert, vor allem auf der englischsprachigen Seite. Inzwischen verkaufen wir rund ein Viertel der Sitzplätze online. Dann hat uns die Einführung der Excellence Class 2019 unglaublich viel Aufmerksamkeit eingebracht. Grosse Zeitungen berichteten gleich ganzseitig darüber. Eine solche Werbekampagne hätten wir uns gar nie leisten können.

Wie kam es?
Bei Reisenden aus Deutschland, Japan und den USA steht der Glacier Express auf der Bucketlist. Deshalb interessieren sich auch die Medien dieser Länder dafür. Wir hatten im ersten Jahr deshalb schon eine Auslastung von über 50 Prozent in der Excellence Class. Auch damit haben wir nicht in unseren kühnsten Träumen gerechnet.

Verständlich, schliesslich kostet Zermatt– St. Moritz in der Excellence Class 420 Franken Aufpreis. Was bieten Sie?
Einen bequemen Sitz am Fenster in einem exklusiven Wagen mit nur 20 Plätzen, Ruhe, ein Fünfgangmenü mit Weinbegleitung und persönlichen Service.

Nun verdirbt das Coronavirus das Geschäft.
Das wird für alle im Tourismus eine grosse Herausforderung. Wir erhalten bereits Absagen von Leuten, die nicht ausreisen können, und auch von solchen, die momentan nicht reisen wollen. Wir sind da noch sehr kulant. Wenn sich das noch lange hinzieht, wird es fraglos sehr schwierig.

Aber Ihren Businessplan werden Sie trotzdem updaten, oder?
Daran arbeiten wir. Die bereits erreichte Passagierzahl ist unsere Kapazitätsgrenze, daher müssen wir nun andere Ziele finden und definieren, um das Geschäft weiterzuentwickeln.

Iris Kuhn Spogat
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