Der Gewinn der GlobusGruppe wurde letztes Jahr mehr als verdoppelt. Alle Unternehmen haben mit einem positiven Ergebnis dazu beigetragen. «Wir haben unsere Mitbewerber geschlagen», sagt Thomas Kern, CEO der Globus-Gruppe, stolz.
«Dieses gute Ergebnis bestätigt, dass die vor drei Jahren eingeschlagene Strategie der Konzentration auf die starken Marken im Inland richtig war», erklärt Kern. Noch immer drücken aber rund 10 Mio Fr. Restrukturierungskosten die Rechnung 2005.
Sorgenkinder eliminiert
Seit 2002 wurde der Umsatz der Globus-Gruppe nahezu halbiert. Die Umwandlung der ABM in Oviesse, Nannini und Estorel war missglückt. Schliessungen waren die Folge und die Sorgenkinder wurden eliminiert. Die Globus- Gruppe zog sich auch aus dem Ausland zurück, schloss Office World und Interio in Deutschland und verkaufte Office World in England und das Warenhaus Globe in Mulhouse.
Nun wird als letzter konsequenter Schritt dieser Strategie die Führungsstruktur der Gruppe angepasst und der CEO der Gruppe abgeschafft. Über 20 Jahre war Kern bei Globus tätig. Seit 2002 war er CEO der Gruppe. Kern selbst und nicht etwa die Migros-Spitze habe den Anstoss zur neuen Führungsstruktur geliefert, erklärt er.
Es ist geplant, die Globus-Warenhäuser inklusiv Herren Globus, Interio, Office World und die Liegenschaften-Betriebs AG, welche alle Immobilien der Globus-Gruppe vereinigt, als unabhängig voneinander operierende Unternehmungen innerhalb der M-Gemeinschaft zu führen.
Kern will bis zum 100-Jahr-Jubiläum von Globus im Jahr 2007 die Anpassung der Führungsstruktur abschliessen. Anfang 2007 soll die Struktur geschaffen und bis Mitte 2007 betrieblich umgesetzt werden. Diese Übung soll mittelfristig Einsparungen von 2 bis 3 Mio Fr. bringen. Entlassungen soll es beim Umbau auf der Gruppenebene keine geben.
Näher zur Migros-Mutter
«MGB Direkt» heisst das Motto von Kern für 2006. «Eine schlankere Struktur geht nicht mehr.» Obwohl die einzelnen Unternehmen künftig direkt dem Migros-Genossenschafts-Bund unterstellt werden, hält Kern fest:«Globus bleibt Globus Migros bleibt Migros.» Es gebe keinerlei Ansätze, dass vom Mutterhaus Migros Marken-schädigende Einflüsse kommen.
Für 2006 ist Kern optimistisch: Er erwartet einen Wachstumsschub, eine Verbesserung durch die Warenhausstrategie «Globus to the Top» und eine endgültige Bereinigung der Altlasten, die noch auf die Rechnung drücken. Für 2006 rechnet er für Globus, Herren Globus und Interio mit einem Umsatzwachstum von 2,5%. Für Office World ist das Ziel, die Fachmärkte von 18 auf 30 zu erhöhen.
Ein Auslandengagement für die einzelnen Betriebsformen sei heute kein Thema mehr, erklärt Kern: «OfficeWorld und Interio haben sich eben erst aus dem Ausland zurückgezogen und das Warenhaus ist eine typisch nationale Betriebsform.» Trotzdem schliesst er eine Auslandexpansion für die eine oder andere Firma der Globus Gruppe in Zukunft nicht ganz aus. Doch dann wird Kern nicht mehr an der Spitze sein.
-----
Nachgefragt: Thomas Kern
«Die Kriegskasse ist scheinbar voll»
Der 52-jährige Konzernchef Thomas Kern zur neuen Führungsstruktur der Globus- Gruppe.
Die Globus-Gruppe wird als Einheit aufgelöst und unterteilt. Haben Sie sich selbst überflüssig gemacht?
Thomas Kern: Ja! Alle Verlustquellen und Risiken sind beseitigt. Die Globus-Gruppe hat nur noch vier gesunde und starke Unternehmungen, die sich selbst weiterentwickeln können.
Mit anderen Worten: Sobald ein Unternehmen floriert, braucht es niemanden mehr an der Spitze.
Thomas Kern: Nein, das wäre so falsch. Wenn in einem Portefeuille alles gesunde Unternehmen sind, braucht es keine übergeordnete Holdingstruktur, aber selbstverständlich braucht es immer einen Unternehmenschef, der Erfolg und Wachstum vorantreibt. Das ist die Aufgabe der einzelnen Chefs von Globus, Herren Globus, Interio und Office World.
Es braucht aber keinen Gesamtchef mehr. Es braucht die Zwischenstufe nicht mehr, aber es wird ein Generaldirektor im Migrosbund für jedes Unternehmen der heutigen Globus-Gruppe verantwortlich sein.
Bis 2007 soll der Prozess des Umbaus in vier Einheiten abgeschlossen werden. Was machen Sie dann?
Thomas Kern: Ich führe den Umbau zu Ende und baue mir parallel dazu neue Interessen- und Betätigungsfelder auf. Als ersten Schritt stelle ich mich an der Generalversammlung vom 11. April zur Wahl in den VR der Flughafen Zürich (Unique). Weitere Schritte werden folgen.
Verlassen Sie das Unternehmen?
Thomas Kern: Die Idee der neuen Führungsstruktur ist noch nicht alt, deshalb konnte ich mich noch nicht so stark mit mir beschäftigen. Ich will die Umsetzung zügig an die Hand nehmen und vorantreiben. Es kann sein, dass ich im Rahmen der Migrosgemeinschaft eine Aufgabe haben werde.
Thomas Kern: Das wird kein Vollamt mehr sein. Richtig.
Weshalb ist ein Börsengang für die Globus-Gruppe kein Thema mehr?
Thomas Kern: Migros hat kein Interesse an einem Börsengang, auch nicht mit einer gesunden Globus-Gruppe. Die Kriegskasse ist scheinbar voll.
Hat man die Flinte für die Auslandexpansion nicht zu früh ins Korn geworfen?
Thomas Kern: Die Geschichte der Globus-Gruppe hat gezeigt, dass eine Auslandexpansion nicht das gebracht hat, was wir erhofft haben. Wir wurden mehrfach für unseren Mut bestraft.