Der fusionierten Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht angesichts ihrer in der Coronakrise geschlossenen Geschäfte das Geld aus. Das Unternehmen habe ebenso wie die Tochter Karstadt Sports ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt, teilte die Insolvenzverwalter-Kanzlei Kebekus und Zimmermann in Düsseldorf mit.

Die Besitzer – der österreichische Milliardär René Benko und seine Holding Signa – müssen das strudelnde Unternehmen mit einem dreistelligen Millionenbetrag stützen.

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Das Warenhaus friert die Mieten ein

Frank Kebekus wurde vom Amtsgericht Essen als Sachwalter eingesetzt und überwacht damit die Sanierung. «Ziel ist es, Galeria zu schützen», heisst es in einer Mitteilung des Konzerns. Als einen Grund für den Antrag nannte Galeria Karstadt neben den Umsatzausfällen «die langwierige Umsetzung staatlicher Hilfe über die Hausbank».

Über den Insolvenzantrag hatte zuvor die «Wirtschaftswoche» berichtet. Demnach hatte die Gruppe bereits die Mieten für alle Warenhäuser, Sporthäuser, Reisebüros und Logistikimmobilien gestoppt, um den Liquiditätsengpass zu entschärfen. Das Amtsgericht war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Konzern mit rund 28'000 Mitarbeitern hatte laut Insidern bereits Staatshilfe beantragt, um die Zeit der Ladenschliessungen zu überbrücken. Die Umsätze in den Warenhäusern seien schon seit Anfang März angesichts der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus dramatisch zurückgegangen, erklärte Galeria Karstadt. Seit dem 18. März sind die Häuser geschlossen.

 

René Benko - ein schwerreicher österreichischer Investor

assive Umsatzeinbussen

Das Unternehmen zeichnet ein düsteres Bild: «Jede Woche verliert Galeria Karstadt Kaufhof so mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, während wesentliche Kosten weiterlaufen. Bis Ende April wird sich der Umsatzausfall auf mehr als eine halbe Milliarde Euro summieren.»

Dabei habe der Eigentümer von Karstadt, die Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko, in dieser Woche nochmals 140 Millionen Euro überwiesen. Signa werde auch weiter dreistellige Millionensummen zur Verfügung stellen, hiess es in der Mitteilung.

«Wir müssen jetzt handeln»

«Karstadt-Chef Miguel Müllenbach machte deutlich, dass die Gespräche mit der Hausbank - über die die staatlich garantierten Kredite abgewickelt werden müssen - nicht schnell genug vorangeschritten seien. «Dieser Prozess ist sehr bürokratisch, kostet wertvolle Zeit, ist mit zusätzlichen Hürden verbunden - und hat deshalb einen ungewissen Ausgang», erklärte Müllenbach. «Auf eine Lösung können wir aber nicht noch weitere Wochen der Krise warten, sondern müssen jetzt handeln.»

Galeria Karstadt hatte bereits den erfahrenen Sanierer Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigten verpflichtet, der auch die insolvente Drogeriekette Schlecker abgewickelt hatte. Sobald die Läden wieder öffnen dürfen, frühestens also eine Woche nach Ostern, wolle auch Karstadt den Betrieb fortsetzen. «Wir wollen und werden auch in Zukunft einen entscheidenden Beitrag für den Fortbestand lebendiger Innenstädte in Deutschland leisten.»

Eine Vorstufe zur Insolvenz

Das Schutzschirmverfahren gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und mündet oft in ein reguläres Insolvenzverfahren. Es ist Unternehmen vorbehalten, die noch nicht zahlungsunfähig sind, denen aber die Pleite droht. Unter dem Schutzschirm sind sie für drei Monate vor dem Zugriff der Gläubiger sicher und sollen damit genügend Zeit bekommen, ihre Finanzen zu ordnen. Karstadt hatte bereits 2009 ein Insolvenzverfahren überstanden.

(reuters/mbü)