Seit bald einem Jahr stand die Frage Raum: Was tun mit dem von Preissenkungen gebeutelten US-Generikageschäft? Nun hat Novartis einen Käufer gefunden. Das Geschäft mit generischen Tabletten und den Produkten aus der Dermatologie geht für mindestens 0,9 Milliarden Dollar an den indischen Generikahersteller Aurobindo – eine Summe, die sich auf 1 Milliarde Dollar erhöht unter der Voraussetzung, dass bestimmte Gewinnziele erreicht werden.

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Bei dem nun devestierten Geschäft handelt es sich um rund 300 Produkte, mit denen der Pharmakonzern im ersten Halbjahr in den USA noch einen Umsatz von 0,6 Milliarden Dollar generierte, wie Novartis schreibt. Aurobindo wird die drei Produktionsstätten in Wilson (North Carolina) und in Hicksville und Melville (New York) übernehmen. Novartis erwartet, dass im Rahmen der Transaktion rund 750 Mitarbeiter zu Aurobindo wechseln werden.

Der von Novartis erzielte Verkaufspreis entspreche einem Jahresumsatz, schreibt die ZKB in einer Einschätzung. Das sei nicht viel, wenn man bedenke, dass sich Novartis den Einstieg ins US-Dermatologiegeschäft mit der Übernahme von Fougera damals 1,5 Milliarden Dollar habe kosten lassen, schreibt die ZKB. In der Industrie sei üblich, dass mit Generikageschäftsfeldern Preise in der Höhe vom drei- bis vierfachen eines Jahresumsatzes gelöst werden.

Harter Gegenwind im Generikageschäft

Gleichzeitig kommt der tiefe Verkaufspreis nicht überraschend. Der Zeitpunkt, um die Sparte in den USA zu verkaufen, ist denkbar ungünstig. Der US-Generikamarkt gleicht einem Blutbad, der Preisdruck ist gewaltig. Die Preise haben in den vergangenen Jahren jeweils um 10 Prozent nachgeben.

Das Geschäft leidet unter einer Kumulation von Gegenwinden. Zum einen führt die Konzentration auf Abnehmerseite dazu, dass die Hersteller bei der Preisbildung nicht mehr viel zu melden haben. Die drei grössten US-Medikamentengrossverteiler CVS/Caremark, MCKesson und Walmart, sowie Walgreens und weitere Einkäufer bestreiten 90 Prozent des Marktes. Zum anderen hat sich die US-Arzneimittelaufsicht FDA unter Scott Gottlieb aufgemacht, den Pendenzenberg bei den Zulassungsanträgen für Generika abzubauen, was den Preiskampf noch zusätzlich verschärft.

Dennoch lohnt der Verkauf, denn der Preis ist zweitrangig im Vergleich zum strategischen Gewinn, den dieser mit sich bringt. Die Schärfung des US-Generikaportfolios wird es der Mannschaft von Sandoz-Spartenchef Richard Francis ermöglichen, sich voll auf die Weiterentwicklung des Geschäfts mit Biosimiliars – also den Nachahmerprodukten von biotechnologisch hergestellten Medikamenten – zu konzentrieren. Dies ist ein Business, das erst anläuft und bei dem Novartis führend ist.

Letzter Baustein im Portfolio-Umbau

Die Bereinigung in den USA ist der vorläufige letzte Baustein in einem Portfolioumbau bei Novartis, der in Sachen Tempo und Umfang seinesgleichen sucht. Konzernchef Vas Narasimhan und sein Mentor, Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt, haben sich in den vergangenen Monaten von den Geschäftsfeldern getrennt, die nicht mehr zur Strategie eines auf Innovation fokussierten Pharmakonzerns passten.

 Das Geschäft mit den nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten wurde für 13 Milliarden Dollar der britischen GSK überlassen, die Augenheilsparte Alcon soll im ersten Halbjahr 2019 abgetrennt und als separates Unternehmen an die Börse gebracht werden. », ZKB-Analyst Michael Nawrath schreibt treffend in seiner ersten Beurteilung: «Letzte Schwachstelle ausgemerzt.»