Stephan Anliker passt nicht so recht in diese Fussballwelt. Eine Welt voller Selbstdarsteller und Testosteron – nicht nur auf dem Rasen, auch in den Teppichetagen. Anliker, Langenthaler mit Zürcher Wurzeln, ist Präsident des Grass- hopper Clubs Zürich (GC). Ein bodenständiger Typ, Jeans, Sakko, Oberaargauer Dialekt. Präsident des Schlittschuhclubs Langenthal, ehemaliger Diskuswerfer, Kugelstosser und Mitglied des Leichtathletik-Nationalteams.

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Anliker, der Architekt, ist ein Planer. Einer, der das Risiko scheut. Im Februar brach er mit seiner Maxime. Er wurde Präsident der Grasshoppers. Ein Amt mit geringer Halbwertszeit. Seit der Jahrtausendwende verbrannte der Schweizer Fussballrekordmeister sieben Präsidenten. Anliker ist der achte. «Es macht mir Spass, wenn auch nicht immer gleich viel», sagt er.

Personenkarussell

Der Architekt folgte auf den Piloten André Dosé. Der Basler, ehemaliger Chef der Swiss, hat die Zürcher sportlich zwar etabliert, ist mit dem Club aber inanziell abgestürzt und löste eine Kaskade weiterer Abgänge aus. Sportchef und Dosé-Schützling Dragan Rapic musste genauso gehen wie Nachwuchschef Marco Otero, auch Kommunikationschef Adrian Fetscherin dankte ab. In der Teppichetage schmiss Reinhard Fromm, Besitzer des gleichnamigen Zuger Maschinenbauers, den Bettel hin.

Der 73-Jährige warf dem langjährigen Geldgeber Heinz Spross vor, vom ehemaligen Fussballmanager Erich Vogel ferngesteuert zu sein. Das wird im Umfeld des Clubs unisono bestätigt – bloss von Präsident Anliker nicht. Darauf kapitulierte der 67-jährige Spross mit markigen Worten.

Dem Club drohte die Zahlungsunfähigkeit

Die verbale Kraftmeierei lässt tief in die Seele des 1886 gegründeten Clubs blicken. Dabei könnte doch alles in Minne sein. Der Grasshopper Club hat die abgelaufene Fussballsaison sportlich erfolgreich auf dem zweiten Rang abgeschlossen. Finanziell lag der Club im Dezember aber am Boden. «Hätten wir im Dezember die nötigen Massnahmen nicht ergriffen, wären wir zahlungsunfähig gewesen», sagt der GC-Präsident Stephan Anliker. «Ohne die Transfers und verschlankte Strukturen hätten wir das Jahr mit einem Minus von fünf bis zehn Millionen Franken beendet.» Nun schreibt der Club in diesem Geschäftsjahr, per Ende Juni, wenigstens nicht rot. Anliker: «Wir schliessen dieses Geschäftsjahr mit einer schwarzen Null ab, das erste Mal seit langem.»

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