Die Coronakrise trifft auch die Schweizer Fluggesellschaft Helvetic Airways hart: Am Freitag verschickte der Chef der Airline, Tobias Pogorevc, eine Mitteilung an seine Mitarbeiter, die schwerwiegende Massnahmen verkündet. Mehreren Mitarbeitern muss gekündigt werden. Konkret geht es dabei um eine Crew, also etwa 10 bis 11 Mitarbeiter. Insgesamt hat das Unternehmen knapp 500 Mitarbeiter.

In der Mitteilung, über die zuerst der «BLICK» berichtete und auch der «Handelszeitung» vorliegt, werden zudem weitere Schritte angekündigt: Darunter zählen ein Einstellungsstop, das Bezugnehmen von Ferien, eine Reduktion der Flugkapazitäten sowie ein Investitionsstop. Auch werde mit dem Flugzeughersteller Embraer darüber verhandelt, die Auslieferung neuer Jets nicht im Frühling 2020, sondern gestaffelt vorzunehmen.

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«Wir erwarten in den nächsten Monaten einen signifikanten Einbruch bei der Nachfrage unserer Partner», heisst es in der Mitteilung von Pogorevc, ganze Charterketten seien annuliert und VIP-Flüge verschoben worden, der Flugbetrieb sei stark beeinträchtigt.

«Härter als alles bisher Dagewesene»

Ausserdem werde die Sitzplatzkapazität auf 100 Passagiere reduziert und auf eine 2-2 Crew umgestellt. Insgesamt werde die Kapazität auf 13 Flieger reduziert. «Wachstum wird es dieses Jahr keines geben.»

Pogorevc scheibt an seine Mitarbeiter: «Auch wir werden von den Ereignissen überrannt.» Und: «Diese Krisensituation, die die Aviatik und Helvetic Airways härter trifft als alles bisher Dagewesene (sei es 9/11 oder die Finanzkrise), verlangt nach besonderen Massnahmen.»

Für Helvetic Airways, die dem Milliardär Martin Ebner und seiner Frau Rosmarie gehört, führt die Coronakrise zu einem massiven Rückschlag ihrer Wachstumsstrategie. Die Airline bedient nicht nur eigene Routen, sondern ist primär für andere Anbieter wie die Swiss unterwegs. Ausserdem bietet sie Charterflüge an und vermietet ihre Jets für Reisegruppen wie zum Beispiel Sportler oder Firmen.

In den vergangenen Monaten hatte Helvetic stark auf Expansion gesetzt und die Flotte mit neuen Embraer-Jets verjüngt. Dieser Expansionswille wird nun jäh gestoppt.

Die globale Airline-Branche befindet sich wegen der Coronakrise und dem Einreisestopp der US-Regierung in der grössten Krise seit Jahrzehnten. So will die Swiss-Mutterkonzern Lufthansa nicht nur Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, das «Handelsblatt» berichtet, dass die Lufthansa Staatshilfe beantragen wolle. Am Freitagabend finde ein Krisentreffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel statt.

 

Schliessen jetzt dann die Flughäfen?

Die Lufthansa zieht bei einer weiteren Verschlimmerung der Corona-Krise staatliche Hilfen und ein noch stärkeres Einstellen des Flugbetriebs in Betracht.

Die Auswirkungen der Krise würden «immer dramatischer», sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einer Reuters am Freitag vorliegenden Videobotschaft an die Mitarbeiter.

Täglich gebe es bei den Airlines mehr Stornierungen als Buchungen. Die Lage verschärfe sich noch durch Reisebeschränkungen wie zuletzt am wichtigen Markt USA. Statt 70 Flügen täglich könne die Lufthansa nur noch vier dorthin anbieten. «Ab den nächsten Tagen werden mindestens zwei Drittel unserer fast 800 Flugzeuge am Boden stehen», sagte Spohr.

Da die Auswirkungen der Krise auf die Weltwirtschaft noch nicht absehbar seien, prüfe die Lufthansa weitere Krisenmassnahmen. «Dazu gehören auch potenzielle temporäre Schließungen von Flugbetrieben oder einzelner Hubs», ergänzte er.

(reuters/tdr)

Umbuchungsmöglichkeiten von Lufthansa, Swiss und Co.

Die Lufthansa Group Airlines Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Air Dolomiti erweitern aufgrund der aussergewöhnlichen Umstände durch die Ausbreitung des Coronavirus ihre bereits bestehenden, umfassenden Umbuchungsmöglichkeiten im Sinne ihrer Kunden.

Kunden, die Tickets für stornierte und auch bestehende Flüge der Lufthansa Group Airlines haben, können dieses Ticket behalten, ohne sich zunächst auf ein neues Flugdatum festlegen zu müssen. Hierbei werden bestehende Buchungen zunächst gestrichen, Ticket und Ticketwert bleiben aber bestehen  und können auf ein neues Abflugdatum bis einschließlich 31. Dezember 2020 umgebucht werden.

Diese Regelung gilt für Tickets, die bis einschliesslich 12. März 2020 gebucht wurden und ein bestätigtes Reisedatum bis einschließlich 30. April 2020 haben. Kunden werden in diesem Zusammenhang gebeten, ihre gewünschte Umbuchung bis zum 1. Juni 2020 mitzuteilen. Hierbei entstehen keine Umbuchungsgebühren. Sollte der ursprüngliche Tarif nicht mehr verfügbar sein, ist die entsprechende Differenz zu zahlen, wenn die Umbuchung getätigt wird. Zusätzlich ist es Kunden möglich, auch auf eine andere Destination umzubuchen.

Mit der erweiterten Kulanzregelung kommen die Lufthansa Group Airlines dem Wunsch vieler Kunden nach, aufgrund der aktuell außergewöhnlichen Umstände ihre Reisepläne flexibler gestalten zu können.

Tim Höfinghoff
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