Einer der Hörzeitungs-Pioniere ist die deutschsprachige Ausgabe der «Financial Times». Seit fünf Jahren ist hier das scheinbar Unmögliche möglich Kunden des Blattes können gleichzeitig Auto fahren und ihre Zeitung konsumieren.

So geht das in der Praxis: Der Abonnent sucht sich auf der Homepage den Artikel aus, lädt sich eine Hördatei auf sein digitales Abspielgerät und lässt sich den Beitrag im Auto, beim Rasieren oder während der Tramfahrt vorlesen. Die Zeitung beschäftigt dafür drei professionelle Hörfunkredakteure, täglich ist eine Auswahl von Artikeln in der Audio-Version erhältlich. «Die neuen Formate stossen auf wachsendes Interesse», sagt Susanne Petersen, Sprecherin der Zeitung. Genaue Nutzerzahlen freilich will das Blatt nicht nennen.

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Auch das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» zielt auf den Hörmarkt: «Unsere Zielgruppe hat wenig Zeit zum Lesen, verbringt aber viele Stunden im Auto», sagt Michael Ebnöther von der «Bilanz». Seit gut zwei Jahren gibt es deshalb eine Audio-Zeitschrift.

Die CD wird mit dem Abonnement der gedruckten Ausgabe geliefert, hat 70 Minuten Spielzeit und bietet Artikel-Häppchen von je 5 bis 10 Minuten Umfang. Das Echo aus der Leserschaft ist positiv 300 Bezieher wurden befragt, 70% davon sagten, dass sie die Audio-Version des Magazins nutzen.

Ein ausgeprägter eigener Markt für Hör-Zeitungen besteht freilich noch nicht. Die deutsche Tageszeitung «Die Welt», die wie die «HandelsZeitung» zum Axel Springer Verlag gehört, hat eine Zeit lang ein Hör-Angebot betrieben, diese «Audio-Welt» wurde jedoch wieder eingestellt. Bei anderen Anbietern ist Audio ein Nebenprodukt.

Neun Hörbücher pro Woche

Bezieher bekommen die Hörversion in der Regel gratis zum Abonnement dazu. Nur die Wochenzeitung «Die Zeit» macht hier eine Ausnahme: Deren Hörversion ist zu einem eigenen Angebotspaket geschnürt worden. Es umfasst einzelne Artikel des Hamburger Blatts als Audio-Magazin. Dieses ist für 13.80 Fr. im Monat per Internet bestellbar, der Kunde bekommt Dateien zum Download.

Ein interessantes nicht-kommerzielles Angebot unterhält die Schweizerische Bibiliothek für Blinde und Sehbehinderte (SBS). Diese Einrichtung ist nach eigenen Angaben der grösste Anbieter von Hörmedien für Blinde im deutschsprachigen Europa hier erscheinen neun Hörbücher pro Woche, produziert von 60 Sprechern.

Auch Periodika sind im Angebot: Die Nutzer können unter 47 Zeitungen und Zeitschriften auswählen, die als Hörprodukt verbreitet werden. Darunter sind Titel wie die Betty-Bossi-Kochmagazine, der «Schweizerische Beobachter», die «WochenZeitung» oder die «Schweizer Eisenbahn-Revue». Die «NZZ» oder der «Tages-Anzeiger» fehlen freilich im Angebot, weil diese über einen eigenen Hördienst für Blinde verbreitet werden. Bislang verschickt die SBS ihre Periodika noch auf Cassette aber ab Oktober hält die Digitalisierung Einzug. Dann stehen Zeitschriften als Hördatei zum Download bereit, ein Angebot freilich, das vorerst nur den blinden Abnehmern zur Verfügung steht.

«Das Urheberrecht verbietet Angebote für das breite Publikum», sagt Jürg Vollmer, Sprecher der SBS. Noch fehlen rechtliche Basis und Bezahlmodell, das es erlauben würde, die SBS-Bestände auch der Allgemeinheit zugänglich zu machen.