Es war die Stunde von Hans Lerch, als Ex-Hotelplan-Chef Christof Zuber im Frühjahr 2010 abrupt das Feld bei der Migros-Reisetochter räumen musste. Lerch, der langjährige einstige Kuoni-Chef, übernahm als CEO das Steuer und versprach: «Die Gruppe wird ab 2011 wieder schwarze Zahlen schreiben.» Zwei bis drei Jahre wollte er bleiben, um den Reisekonzern flottzukriegen. Nun verdichten sich die Zeichen, dass Lerch (61) bis zum Sommer abtreten wird – und das mit tiefroten Zahlen.

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Gemäss BILANZ-Recherchen ist der Verlust für das Geschäftsjahr 2010/11 auf Ebit-Stufe mindestens auf Höhe des Vorjahrs. Damals wies Hotelplan ein Minus von 12,9 Millionen Franken aus. Auch der Umsatz schrumpft weiter, um 6,6 Prozent auf 1,391 Milliarden Franken. Seine Ziele – schwarze Zahlen und bedeutende Zukäufe im Ausland zwecks breiterer Abstützung – hat Lerch verpasst. Er sei, ist aus gut unterrichteter Quelle zu hören, mit verschiedenen grösseren Akquisitionsvorschlägen intern durchgefallen.

Das zukunftsträchtige Online-Geschäft mit tagesaktuell zusammengestellten Packages wurde in der Schweiz zu wenig rasch forciert. Kuoni war mit X-Helvetic Tours schneller. «Er ist frustriert, dass er so wenig erreichen konnte», weiss ein langjähriger Vertrauter von Hans Lerch.

Ein Trost bleibt dem erfolgsverwöhnten Touristiker: Er wird im Verwaltungsrat weiter Einfluss üben können und wohl seinen Wunschkandidaten und Stellvertreter, Thomas Stirnimann, verantwortlich unter anderem für das Schweiz-Geschäft, als CEO installieren. Dafür hat Lerch gezielt lobbyiert, und der Verwaltungsrat scheint sich zu fügen. Denn die Alternativen zu Stirnimann sind begrenzt.

Intern gibt es – mit Ausnahme allenfalls von Interhome-Chef Simon Lehmann – kaum valable Kandidaten. Und externe Topkräfte werden nicht Schlange stehen. Denn die Perspektiven der Hotelplan-Gruppe sind ungewiss. Dem Unternehmen fehlt es international an der richtigen Grösse. Im Hauptmarkt Schweiz wird es schwierig bleiben. Die Migros wird bald einen Grundsatzentscheid fällen müssen, was sie mit ihrem Reisegeschäft machen will.