Hotelplan war hungrig, doch der Braten ging nach Deutschland. Auch ein Jahr nach dem Verkauf der Kuoni-Reiseveranstalter an die DER Touristik ist Thomas Stirnimann überzeugt: Man hätte das besser gekonnt. Das sagt der Hotelplan-Group-Chef im Interview mit der «Handelszeitung»: «Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Hotelplan Suisse der beste Kuoni-Besitzer gewesen wäre.»

Dass Kuoni Schweiz letzte Woche bekanntgab, das ganze Geschäftsmodell zu überprüfen und dabei auch Stellenabbau nicht ausschliesst, erstaunt Stirnimann nicht: «Eine Entwicklung, die so zu erwarten war. Wir als Besitzer hätten das sicher schneller und nachhaltiger bewerkstelligen und so eine bessere Lösung für den Schweizer Outbound-Tourismus erwirken können.»

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«Euroschock verdaut»

Dass nach Kuoni Schweiz nun auch Hotelplan Suisse zum Restrukturierungsfall werden könnte, schliesst Stirnimann aus: «Wir sind fit. Natürlich erschweren all die politischen Unruhen auch unser Geschäft. Aber unsere Organisation ist so flexibel aufgebaut, dass wir angemessen agieren können.»

Durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 musste Hotelplan seine Preise massiv senken. Das drückte auf Umsatz und Gewinn. Nun aber sei der «Euroschock verdaut», sagt Stirnimann. Und mit den Preissenkungen habe man Terrain verteidigen und ausländische Konkurrenz abwehren können: «Heute ist es grossmehrheitlich nicht mehr günstiger, in Deutschland zu buchen.»

Lieber Euromaus als Kos

Trotz attraktiver Preise gibt es aber aktuell wenig zu bejubeln. Wegen der politischen Unruhen läuft das Badeferien-Geschäft von Hotelplan Suisse nicht besonders gut. «Persönlich glaube ich nicht an eine wundersame Erholung im Sommer», sagt Stirnimann. In einem normalen Jahr erziele man alleine mit den drei Destinationen Tunesien, Ägypten und der Türkei einen Drittel des Badeferien-Umsatzes. Gebiete, die nun gemieden werden. Mit Folgen: «Wenn das quasi über Nacht nicht mehr gefragt ist, dann können wir das mit einer fünf- oder auch zehnprozentigen Steigerung in Spanien nicht wettmachen.» 

Schweizer Ferienmacher sind lieber aber der sicheren Seite. So rangiert aktuell der Europa-Park in Rust in den Top Fünf bei den Hotelplan-Suisse-Passagieren und hat damit Evergreens wie die griechische Insel oder die Türkei auf die Plätze verwiesen. Weil andere Bereiche der Firma wie Geschäftsreisen, Skitourismus aus England und Ferienwohnungen gut performten, ist Stirnimann aber optimistisch fürs Ergebnis der ganzen Firma. 

«Technologie ist wie Rasenpflege»

Die Digitalisierung sei weiterhin ein grosser Treiber im Touristik-Geschäft, sagt Stirnimann: «Letztlich verhält es sich mit der Technologie wie mit der Rasenpflege: man ist nie fertig damit.»

Der nächste grosse Schritt, glaubt der Hotelplan-Group-Chef, seien Smartphones, die auch als ansprechbereites Reisebüro in der Westentausche taugen würden: «Es sollte doch möglich sein, mein Kundenprofil so zu hinterlegen, dass ich mit sprachgesteuerter Suche über mein Smartphone in kürzester Zeit zu einem Resultat kommen und eine Buchung tätigen kann.» Wobei die Cumulus-Nummer natürlich bereits hinterlegt sei, ebenso wie die Daten zu Kreditkarte, Lieblingsplatz im Flugzeug und bevorzugte Lage im Hotel.

Vom Stirnimann zum Siri-Mann?

Man müsste sich das so vorstellen, dass ein Sprachbefehl wie ««Hallo Hotelplan, Ibiza, dritte Sommerferienwoche, wir sind drei Leute, fünf Sterne, direkte Strandlage» direkt eine Buchung auslösen könnte. Oder zunächst wohl einmal eine Offerte angefordert würde damit. Ein sprachliches Interface à la Siri von Apple also, mit dem gleich auch eine Aktion verbunden wäre.

Wann konkret Stirnimann zum Siri-Mann wird, ist allerdings noch nicht terminiert. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis diese Anwendung auf den Markt kommt. Auf Digital-Zack aber seien die Hotelplan-Kunden bereits. Stirnimann schätzt, dass Internet-affine Produkte wie Flüge, Hotels, Badeferien und Städtereisen bei Hotelplan Suisse heute schon auf einen Online-Anteil von «fast 50 Prozent» kommen. 

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Andreas Güntert
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