Europas größte Bank HSBC holt zum Rundumschlag gegen die strengere Regulierung der Finanzbranche aus. Die Anforderungen, die heute an die Mitarbeiter und Arbeitsabläufe gestellt würden, seien «beispiellos», schimpfte das Führungsduo Douglas Flint und Stuart Gulliver am Montag in ungewohnt deutlichen Worten. Statt sich um die Kunden zu kümmern, gehe es nur noch darum, sich mit immer neuen und teils unausgereiften Vorgaben der Aufseher auseinanderzusetzen und «inkonsistente» Stresstest-Übungen zu absolvieren. Allein die Umsetzung des Trennbankensystems in Großbritannien dürfte HSBC nach eigener Einschätzung pro Jahr «Hunderte Millionen Pfund» kosten, von den Anlaufkosten ganz zu schweigen. Viele Mitarbeiter seien zudem massiv verunsichert, was sie in Anbetracht der zuletzt von den Regulierern weltweit verhängten Rekordstrafen überhaupt noch dürften.

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Halbjahresergebnis bleibt unter Erwartungen

Die Frontalkritik ging mit unerwartet schwachen Geschäftszahlen einher. Das Vorsteuerergebnis schrumpfte in den ersten sechs Monaten etwas stärker als von Analysten vorhergesagt um zwölf Prozent auf 12,3 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatten zwar noch einige Sondereffekte die Bilanz aufpoliert, etwa Erlöse aus dem Verkauf von Geschäftsteilen. Doch auch im Tagesgeschäft zeigten sich nun in einigen Bereichen Bremsspuren: Wie andere Großbanken auch bekam HSBC im Investmentbanking die anhaltende Flaute im Anleihenhandel zu spüren, konnte aber im Beratungsgeschäft zulegen. In der Privatkundensparte und in der Vermögensverwaltung waren die Einnahmen leicht rückläufig, was nach Konzernangaben der Schrumpfkur geschuldet ist.

Die HSBC-Aktie, die unmittelbar nach den Zahlen ins Minus gerutscht war, erholte sich schnell wieder und notierte gegen Mittag fast drei Prozent im Plus.

Schrumpfkur so gut wie abgeschlossen

HSBC hatte in den vergangenen Jahren Dutzende Geschäftsteile und Sparten verkauft und mehr als 40.000 Stellen abgebaut, um sich fit für die Zukunft zu machen. Mit dem Umbau ist die Bank nach eigenem Bekunden so gut wie durch. Anders als die meisten europäischen Geldhäuser hat HSBC seit Jahren eine starke Präsenz in Asien, die auch nie zur Disposition stand. Auf diese Weise konnte das Institut beispielsweise die Euro-Schuldenkrise besser meistern als viele Konkurrenten. Den Rückzug hat HSBC aber aus mehreren anderen Märkten angetreten. So zog sich die Bank aus etlichen Ländern Lateinamerikas zurück, nachdem ihr die US-Behörden wegen laxer Geldwäschekontrollen eine Milliardenstrafe aufgebrummt hatten.

In Deutschland sind die Briten mit der Privatbank HSBC Trinkaus vertreten, die vor allem im lukrativen, aber heftig umkämpften Firmenkundengeschäft expandieren will. Trinkaus legt seine Zwischenbilanz am 27. August vor.

(reuters/ccr)