Es ist ein schönes Gebäude. Rundum Glas, klare Linien, eine alles überragende Höhe. Das LUX Building in Glattbrugg ZH ist ein architektonisches Meisterwerk und sollte begehrt sein. Doch das Bürohaus am Bahndamm ist fast leer. Dieses Bild sieht man immer häufiger: Allerorten zeugen leer stehende Etagen von der Wende am Büroimmobilienmarkt. Die Preise gehen nicht mehr nach oben, auch nicht mehr seitwärts, sondern hinunter. Und das Überangebot wächst mit neuen Grossprojekten, von denen keiner weiss, wer sie dereinst nutzen soll.

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Das LUX Building steht seit dem Winter 2013 als Fanal im Büroquartier von Glattbrugg. Ende November zog der erste Mieter ein, die Zweigniederlassung von AIG Europe. Die 70 Mitarbeiter des Versicherungsunternehmens bezogen die vierte Etage. Seitdem blieben sie allein. Der Rest des modernen, technisch perfekten Hauses steht leer. Ein seltsamer Anblick: Auf dem Besucherparkplatz an der Sägereistrasse steht ein einsamer Wagen, die Bänke auf dem Aussensitzplatz wirken wie neu, am grosszügigen Velostand hängt ein alter Drahtesel. Das LUX Building ist wie ein verlassener Ort.

«Der Markt hat sich spürbar verändert»

«Der Markt hat sich in den vergangenen sieben Monaten spürbar verändert», sagt Roger Stucki von der Alpine Finanz Immobilien, der Bauherrin des LUX. «Monatelang hat bei unserer Vermarktungsabteilung kaum das Telefon geklingelt. Nur wenige Interessenten haben sich gemeldet.»

Stucki weiss nicht, was er falsch gemacht haben sollte. Das Gebäude steht in einem verkehrsgünstigen Quartier an der Achse zwischen Zürich und dem Flughafen, ist leicht erreichbar in einem lebendigen Büroviertel. Es hat alles, was mo- derne Nutzer suchen: hohe, helle Räume, ein effizientes Raumkonzept. Sogar Parkplätze stehen im Kellergeschoss und in den umliegenden Häusern der Alpine Finanz ausreichend zur Verfügung.

Mietinteressenten können wählen

Erst seit der Sommerpause führt Stucki wieder Gespräche mit Interessenten. 7370 Quadratmeter will er füllen. Mit einem weithin sichtbaren Werbeplakat. Solche Plakate sind derzeit viele zu sehen. Mietinteressenten können wählen. Ganz in der Nähe rund um Glattbrugg werden zahlreiche Büroetagen offeriert. Und viel Büroraum kommt bald dazu.

Eine Haltestelle mit der Tramlinie 10 weiter erstellt ein Immobilienfonds der Credit Suisse an der Lindbergh-Allee 11 600 Quadratmeter Büro- zuzüglich Geschäftsflächen – ab März 2015 im Angebot. Noch eine Station weiter am Glatt- park beginnen die Sanierungsarbeiten an einem riesigen Bürokomplex.

Bis Ende 2016 sollen im Ambassador House 50 000 Quadratmeter für Büros zur Verfügung stehen. Platz für 3000 Beschäftigte. Plus 11 000 Quadratmeter Lagerfläche und 1100 Parkplätze. Modern, effizient, energiesparend, perfekte Verkehrslage: zehn Minuten zum Flughafen, zwei Autobahnanschlüsse, eine Tramlinie in die Stadt.

In der Nähe erstellt der Baukonzern Hochtief bis Sommer 2016 das Aquatikon, einen hochmodernen Bau mit 16 000 Quadratmeter Büros und einem kühlen- den Wasser-Salinenbaum im Atrium. Nebenan im Opfikerpark werden im Gebäude H113 rund 7000 Quadratmeter Büroflächen angeboten. Für 245 Franken Jahresmiete pro Quadratmeter im Edelrohbau oder 325 Franken im Vollausbau.

Zum Einzug bereit

Auch in bestehenden Häusern stehen viele Stockwerke fixfertig zum Einzug bereit. «Plug and play», versprechen die Vermarkter in dieser Variante. Und rund um die Airport-Hallen will die Flughafengesellschaft mit dem Riesenprojekt The Circle Konzerne zum Umzug animieren. 180 000 Quadratmeter Nutzfläche sollten da entstehen, 75 000 davon für «Headquarters und Offices». Es gibt eine Werbe-Website, einen Werbefilm, eine investitionswillige Hotelgruppe, eine PR-Kampagne mit der Swatch Group als erstem prominentem Mieter und dem Versicherungskonzern Swiss Life als Finanzpartner. Aber es gibt noch keinen Ankermieter, der einen grossen Teil des Bürokomplexes füllen will. Gefragt ist hier ein «grosser Fisch», ein Konzern, der alle seine Büros am neuen Ort zusammenziehen würde.

16 Seiten mit 2320 Treffern

So sieht es in der ganzen Grossregion Zürich, im Kanton und in den umliegenden Bezirken aus. Die Suchseite des Immobilienportals zeigt 116 Seiten mit 2320 Treffern. Auf dem Zürcher Stadtgebiet sind weitere Grossprojekte geplant oder im Bau: Europaallee (65 000 Quadratmeter Büros), Franklinturm in Oerlikon (15 000), Andreasturm in Oerlikon (20 000), Westlink in Altstetten (32 000), Flurpark in Altstetten (16 000), Tic Tric Trac in der Binz (23000) und Greencity in Wollishofen (67 000). Im Frühsommer zählte die Stadt Zürich 215 000 Quadratmeter leere Büroflächen, 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Leerstandsquote verdreifachte sich in der City innert Jahresfrist auf zehn Prozent. Der internationale Vermarktungsexperte CBRE zählte für Zürich im Sommer sogar 315 000 Quadratmeter Leerstand.

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