Lukas Hässig und sein Finanzblog Insideparadeplatz polarisieren seit Jahren: Im Juni musste Hässig einen irreführenden Artikel über den Tod von Sergio Marchionne vom Netz nehmen, im August blockierte die Grossbank UBS den Zugang ihrer Mitarbeiter zum Blog. Lesen kann die Texte nur noch, wer eine Social-Media-Bewilligung hat. In der Vergangenheit waren CEO Sergio Ermotti und andere Banker übel beschimpft worden – in den Texten selber, aber auch in den Kommentarspalten, wo anonyme Beleidigungen System haben.

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Jetzt geht auch die Raiffeisen Gruppe gegen den unzimperlichen Finanzblog vor: Laut einer Meldung vom Freitag auf Insideparadeplatz hat die Bank eine Klage beim Zürcher Handelsgericht eingereicht. Mit einer superprovisorischen Verfügung sollte auch ein Artikel von Anfang Woche über Raiffeisen gelöscht werden. Auf dem Portal hatte ein angeblich langjähriger Raiffeisen-Mitarbeiter - anonym - schwerste Anschuldigungen gegen das Management erhoben. Zitat: «Mitarbeiter beichtet Mitschuld am Raiffeisen-Zerfall.» Darin wird auch behauptet, dass die Bankführung eigene Mitarbeiter mit «luxuriösen Firmenautos», «Einladungen» und «guten Gehältern» zum Schweigen gebracht hätte. «Alle haben das gerne genommen», stand da. Laut Insideparadeplatz-Betreiber Hässig sei für Raiffeisen damit «der Punkt zum scharfen Intervenieren gekommen».  Offenbar soll es vor Handelsgericht um einen Streitwert in der Höhe von 200'000 Franken gehen, wie Dokumente zeigen. Am Mittwoch hat das Handelsgericht zugunsten der Raiffeisen Bank entschieden und die Löschung angeordnet. Aktuell ist der Artikel nicht mehr auffindbar. Insideparadeplatz habe nun einen Monat Zeit, Stellung zu nehmen. Verliert Hässig gegen die Bank, kann es teuer werden.
Provokation gehört zum Programm

Im Artikel über die Klage schiesst der Blogschreiber gleich weiter gegen die drittgrösste Bank. «Die klagenden Raiffeisen-Chefs zahlen die anfallenden Beträge nicht selbst. Den Gerichtsfall lassen sie im Endeffekt von den 2 Millionen Genossenschaftern im Land respektive den 3 Millionen Raiffeisen-Kunden finanzieren.» Dabei veröffentlichte Hässig auch den Schriftverkehr zwischen der Raiffeisen Compliance Abteilung und ihm.

Es ist nicht das erste Mal, dass Betroffene sich gegen Unterstellungen und Beleidigungen auf Insideparadeplatz wehren. Texte werden nach Interventionen angepasst oder im Notfall gelöscht. Ein Streit vor Zürcher Handelsgericht endete ebenfalls mit dem Löschen eines Artikels, in dem Hässig die Credit Suisse als «korrupten Verein» betitelt hatte.