BILANZ: Was bedeutet für Sie das Eintreten von Apple in den mobilen Werbemarkt? Der ist ja Googles Domäne.

Philipp Schindler: Dass sich Apple eines Tages in diesen Markt bewegen würde, war für mich völlig klar. Die ganze Industrie entwickelt sich in die Richtung. Mobilität ist einer der grossen Trends in der Online-Werbebranche.

Welches sind die anderen?

Das standortbasierte Marketing wird immer wichtiger – wenn ich an einem McDonald’s vorbeilaufe, könnte er mir künftig einen Coupon aufs Handy schicken, sofern ich das vorher erlaubt habe. Einen essenziellen Trend nennen wir RoPo – «research online, purchase offline». Die Kunden treffen einen wesentlichen Teil ihres Kaufentscheids im Netz. Aber nicht alle schliessen ihn online ab – zum Kauf gehen sie häufig in einen Laden. Die Bedeutung des Webauftritts spiegelt sich in den Online-Abverkaufszahlen also gar nicht komplett wider.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Und weiter?

Die Inhalte im Netz werden immer reichhaltiger. Weg von textbasierten Websites hin zu Videos, auch in HD, später sogar in 3-D. Damit werden auch die Werbeformate reichhaltiger – bis hin zu interaktiven Werbewelten. Schon bisher war die Suchmaschine das wichtigste Navigationszentrum. Neu wird sie sich auch im audiovisuellen Bereich etablieren. YouTube ist bereits die zweitgrösste Suchmaschine. Auch deshalb entwickeln wir Google TV. Der Fernseher wird Zugriff zum Inhalt des Internets haben.

Auch in diesem Markt prallen Sie auf Apple. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen den beiden Firmen?

Der Wettbewerb ist für Konsumenten eine feine Sache, denn er generiert Werte. Und da wir in Wachstumsmärkten tätig sind, würde ich auch nicht sagen, dass er uns schadet.

Apple gilt als Zensurdrache, Google als Datenkrake. Welche Firma hat das schlimmere Reputationsproblem?

Für Apple kann ich nicht sprechen. Aber die Grundaussage, dass Google ein Reputationsproblem haben soll, ist falsch. Wir gehören zu den Top 3 der globalen Marken, wir haben in Deutschland eben den Preis für den attraktivsten privaten Arbeitgeber gewonnen. Aus Konsumentensicht ist Ihre Aussage nicht nachvollziehbar. Dass wir mit Daten extrem vorsichtig umgehen müssen, dass Datenschutz höchste Priorität geniesst, steht völlig ausser Frage. Wir sind uns der Thematik sehr bewusst und setzen auf Transparenz und Kontrollmöglichkeiten in unseren Produkten.

97 Prozent Ihrer Umsätze machen Sie mit Werbung. Wie kann Google ein zweites Standbein aufbauen?

Der weltweite Werbemarkt beträgt je nach Quelle 500 bis 750 Milliarden Dollar. Der Kuchen ist also relativ gross. Wenn Sie sich unseren Anteil anschauen, ist er relativ klein. Es gibt also noch genug Wachstumspotenzial für uns. Aber wir fördern auch andere Bereiche wie Cloud Computing für Firmenkunden.

Apple wollte keinen Interviewpartner zur Verfügung stellen.