BILANZ: Scott Woods, wie viele Freunde haben Sie auf Facebook? Scott Woods: Das müsste ich wieder mal nachschauen. Sicher ein paar hundert. Was bedeutet der Schweizer Markt für Facebook? Er ist sehr spannend für uns. Es gibt 2,5 Millionen Nutzer, die Penetration ist damit deutlich höher als etwa in Deutschland. Die Schweizer sind halt generell sehr technikaffin. Interessant ist der Markt für uns auch wegen der Vielfalt der Sprachen und Kulturkreise. Wie aktiv sind die Schweizer Unternehmen auf Facebook? Schon recht aktiv. 2010 haben viele Schweizer Marken den Weg zu uns gefunden. Sie haben früher als andere erkannt, was man dort machen kann. Im deutschen Sprachraum haben die Schweizer die Nase um einen Tick vorn. Sind Ihnen Schweizer Firmen speziell aufgefallen? Denner sprang auf, nachdem sich Bundesrat Merz mit dem Bündnerfleisch verhaspelt hatte. Die Firma startete eine Facebook-Kampagne, sie hätten günstiges Bündnerfleisch. Das nenne ich Humor – und das für ein Produkt, das sonst ja nicht immer sexy ist! Eine Umfrage in den USA zeigte letzten Herbst, dass 63 Prozent der Nutzer Facebook nicht trauen, wenn es um Datensicherheit geht. In der Schweiz dürfte die Zahl vermutlich noch höher liegen. Diese Umfrage kenne ich nicht. Aber natürlich ist das Thema Datensicherheit für uns sehr wichtig. Facebook gewährt den Nutzern ja sehr viel Kontrolle darin, wen wir welche Informationen einsehen lassen. Und seit letztem Herbst kann man auch alle hochgeladenen Daten wieder herunternehmen. Letztlich glauben wir, dass die Informationen eines Einzelnen diesem gehören. Sie stecken in einem Dilemma: Sobald Sie ihre Daten etwa für Werbung benutzen wollen, schreien die User auf. Das ist nicht ganz korrekt. Wir geben keine personenbezogenen Daten nach aussen. Was wir machen, ist, mit der Werbung sehr genau auf die Kunden zu zielen. Wenn ein Kunde ein Aftershave bewirbt, dann werden wir damit nicht Frauen ansprechen, denn das macht keinen Sinn. Und wir verwenden nur die Informationen, welche die User aktiv bei uns eingegeben haben. Wir werten nicht ihr Online-Verhalten aus und auch nicht das, worüber sie sich mit ihren Freunden auf Facebook unterhalten oder was sie als Meldung posten. Die Klicks auf den «Gefällt mir»-Button werden also nicht ausgewertet? Nein. Haben Sie keine Bedenken, dass Sie irgendwann die gleichen Probleme be- kommen wie Google mit Street View? Das Thema ist wichtig. Aber wir machen keine strategischen Analysen, wie wir wahrgenommen werden. Wie viele User wird Facebook Ende des Jahres haben? Unser erklärtes Ziel ist es, eine Milliarde Menschen zu verknüpfen. Da haben wir mehr als die Hälfte des Weges hinter uns. Ob der Rest noch in diesem Jahr gelingt, kann ich nicht prognostizieren.

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