BILANZ: Daniel Borel, was ist das Problem in Ihrer Firma?

Daniel Borel: Wir haben ein Kulturproblem. Es war für uns nie einfach. Deshalb hatte Logitech immer die Mentalität: «Wir gewinnen trotz.» Wir gewinnen trotz der Konkurrenz, wir gewinnen trotz der schlechten Konjunktur. Und plötzlich haben wir diese Gewinnermentalität verloren. Jetzt haben die Leute ständig gute Ausreden: «Wir schaffen es nicht wegen.» Wir schaffen es nicht wegen der Krise, wir schaffen es nicht wegen der Unsicherheit. Wenn man das ständig hört, hat man wirklich ein Problem.

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Wie konnte das passieren?

Die alte Führung hat, sicher mit den besten Absichten, die falschen Werte betont. Als ich die Firma aufgebaut habe, hatten wir drei Grundwerte. Erstens: Die Mitarbeiter sind der grösste Asset der Firma – mit ihnen steht und fällt der Erfolg. Zweitens: das Halten der Balance zwischen globaler Firma und lokaler Verankerung. Drittens: die Produkte – sie müssen exzellent sein, herausragend, wunderschön. Man braucht eine Passion für Produkte. Die haben wir verloren.

Warum?

Die Person an der Spitze war kein Produktemensch. Die Leidenschaft für Produkte ist entscheidend. Aber wenn man die Ingenieure behandelt wie eine Kostenstelle, dann wachen die Produktentwickler eines Morgens auf, und ihre Innovationskraft ist verschwunden. Und auch ihre Bereitschaft, die Extrameile zu gehen. Wenn man alles zentralisiert, dann verliert man die Balance zwischen globalem Konzern und lokaler Verankerung. Und wenn man immer mehr oder falsche Kontrollen einführt, dann verspielt man das Vertrauen der Leute, weil sie sich entmündigt fühlen. Man verliert den Spirit und bekommt Produkte, die okay sind, aber nicht grossartig. Man wird eine Me-too-Firma.

Sie haben drei Jahre gebraucht, um das zu realisieren.

Solche Sachen geschehen nicht über Nacht, das ist das Problem. Sonst hätten wir nach drei Monaten sehen können, dass es die falsche Person an dieser Stelle war. Aber so dauert es Jahre, bis man alle die kleinen Dinge realisiert, die man verliert. Das schleicht sich ein – sehr subtil.

Sie haben die Wahl Ihres Nachfolgers Guerrino De Luca einst als die beste Personalentscheidung Ihres Lebens bezeichnet. War Jerry Quindlen die schlechteste?

Hinterher ist man immer schlauer. Ich will aber nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen. Es ist nicht nur schwarz oder weiss. Jerry hat LifeSize gekauft. Das war eine gute Akquisition, und keine offensichtliche. Das Unternehmen ist heute zweimal mehr wert als die 405 Millionen Dollar, die wir dafür bezahlt haben.

Wird Logitech je wieder zur alten Stärke zurückfinden?

Absolut! In den letzten vier Monaten haben wir die Firma komplett geändert. Die Zukunft liegt vor uns. Es braucht jetzt nur ein bisschen Geduld.