Nichts liebt Johann Rupert mehr als Golf. Nun weiss ich nicht, ob ihm jemals auf einem Fairway dieser Welt ein Hole-in-One gelungen ist. Was ich aber weiss: Was Rupert respektive der von ihm kontrollierte Genfer Luxuskonzern Richemont heute kommuniziert haben, ist ein strategisches Hole-in-One. Extraklasse!

Anfang Woche machten Spekulationen die Runde, wonach Richemont zusammen mit Alibaba in den Luxus-Retailer Farfetch investieren könnte. Jetzt zeigt sich: Es waren keine blossen Gerüchte. Allerdings ist die Realität noch besser als das bislang kolportierte. Erstens investieren Richemont und Alibaba nicht nur ein paar Millionen, sondern richtig Geld: Wir reden von je 550 Millionen Dollar.

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Zweitens bauen die drei Unternehmen zusammen ein neues Joint Venture auf, das die Online-Distribution im wichtigsten Luxusmarkt der Welt, China, auf eine neue Stufe hebt. Drittens schliesslich erhöht auch die Beteiligungsgesellschaft Artemis ihren Anteil an Farfetch. In dem Vehikel Artemis hat François-Henri Pinault seine Investments geparkt, unter anderem an Kering, dem Konzern, unter dessen Dach Marken wie Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta oder Brioni versammelt sind.

Digitaler König

Aus der Perspektive von Richemont zementiert Rupert damit seine Stellung als digitaler Luxus-König. Mit Yoox Net-a-Porter gehört ihm die Nummer 1 in diesem Geschäft bereits komplett. Im chinesischen Markt ist er ausserdem bereits mit Fengmao, ein Joint Venture zwischen Richemont und Alibaba, in einer starken Position. Und dank der Allianz mit Alibaba und Farfetch dockt er nun auch noch an ein Marktplatz-Geschäftsmodell an. Damit sichert er die Zukunft des Konzerns für die nächste Generation ab. Sein Sohn Anton Rupert, in diversen Funktionen bei Richemont aktiv, wird es mit Freude sehen.

Fehlt nur noch etwas für Richemont 3.0: ein Ersatz für Chef Jérôme Lambert. Eigentlich haben die Spatzen bereits für heute eine entsprechende Ankündigung von den Genfer Dächern gepfiffen. Nun wird die Lambert-Nachfolgerin wohl am 17. November präsentiert. Dann hält Richemont eine ausserordentliche GV ab. Richtig gelesen: Rupert soll soll eine Nachfolgerin installieren, eine Frau aus dem LVMH-Universum.

A propos LVMH: Die neue Allianz von Richemont, Alibaba und Farfetch ist auch als Kooperation gegen die Dominanz von LVMH zu interpretieren. Dies umso mehr, als auch das Powerhouse Chanel via Farfetch-Beteiligung zumindest teilweise eingebunden ist.

Marcel Speiser Handelszeitung
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