Noch einmal legte sich Josef Ackermann so richtig ins Zeug. Er, der die Führung der Deutschen Bank Ende Mai an Anshu Jain und Jürgen Fitschen abgibt, wollte ein aufgeräumtes Haus hinterlassen – und den jahrelangen Rechtsstreit mit den Erben des Medienmuguls Leo Kirch mit einem Vergleich beenden. Ohne den Vorstand der Bank einzubinden, traf er sich mit Witwe Ruth Kirch sowie Sohn Thomas Kirch und schlug die Zahlung von über 800 Millionen Euro vor – als Abgeltung für Aussagen seines Vorgängers Rolf Breuer, der in einem TV-Interview die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe angezweifelt hatte und damit nach Ansicht Kirchs den Zusammenbruch auslöste.

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Als Ackermann seinem Vorstand die Lösung präsentierte, musste er erfahren, dass seine Zeit als Autorität in der Bank vorbei ist – der Vorstand lehnte den Vorschlag einstimmig ab. Studien sollen zeigen, dass die Kirch-Gruppe bereits vor den Aussagen Breuers überschuldet war. Zudem befürchtete die Bank Klagen von Aktionären gegen die hohe Zahlung.

Damit desavouierte der Vorstand seinen Chef in aller Öffentlichkeit. Man schüttle den Kopf angesichts des «offensichtlichen Führungschaos an der Spitze der Bank», so ein Kirch-Sprecher.

Ackermann, der die Bank zehn Jahre lang wie ein Alleinherrscher geführt hatte, musste erfahren, dass sich die Machtverhältnisse definitiv verschoben haben. Die jüngste Niederlage reiht sich ein in eine Serie von Pleiten. Sein Favorit als Nachfolger, Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber, fand das Plazet des Aufsichtsrats nicht – Weber wechselte zur UBS.

Ackermanns Vorhaben, an die Spitze des Aufsichtsrats zu wechseln, scheiterte wiederum an den Aktionären. Auch hier hatte er sich überschätzt: Die wichtigen angelsächsischen Investoren hatten sich längst auf die Seite von Nachfolger Jain geschlagen. Auch seine Ambition, mit einem Jahresgewinn von zehn Milliarden Euro abzutreten, erfüllte sich nicht. Mit 5,4 Milliarden erzielte die Bank für 2011 nur rund die Hälfte der Zielmarke.

Mehr Ruhe verspricht die Zukunft in der Schweiz, wo Ackermanns nächster Job als VR-Präsident der Zurich Financial Services vorgespurt ist. Derzeit amtet er noch als VR-Vize. 

Erik Nolmans
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