Einerseits  wurde am Montag bekannt, dass Merck & Co. die Forschungsfirma ArQule aus Massachusetts kauft, der Preis: 2,7 Milliarden Dollar. ArQule entwickelt sogenannte Kinase-Hemmer – also Arzneimittel, die helfen, die Ausbreitung von Krebszellen im Körper zu stoppen. Ihr Medikamentenkandidat ARQ-531 wird derzeit bei Patienten mit einer Reihe von Blutkrebsarten getestet. 

Wenig später vermeldete Sanofi, 2,5 Milliarden Dollar in die Übernahme der Synthorx Inc. zu stecken. Der kalifornische Unternehmen entwickelt Therapien, die das Immunsystem zur Tumorbekämpfung nutzen.

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Bei ArQule lag das Angebot von Merck mehr als doppelt so hoch wie der Börsen-Schlusskurs am Freitag. Bei der Übernahme von Synthorx erklärte sich Sanofi bereit, fast das Dreifache des Marktwerts seiner Zielvorgabe zu zahlen.

In einem dritten Schritt übernahm Janssen Pharmaceutical (Johnson & Johnson) einen neuartigen Antikörper der texanischen Forschungs-Firma XBiotech. Bermekimab – so der Name des Stoffs – dient der Bekämpfung von Entzündungen und soll insbesondere in der Dermatologie zum Einsatz kommen; es wurde aber auch schon zur Immun-Therapie gegen Darmkrebs getestet. Das Preisschild hier: Janssen bezahlt 750 Millionen Dollar sofort sowie bis 600 Millionen in weiteren Meilenstein-Zahlungen. Das wäre knapp das Dreifache dessen, was Xbiotech vor Abschluss des Deals an der Börse wert war.

Die hohen Preise zeigen, dass Pharmariesen zunehmend unter Druck stehen, um ihre Pipelines an neuen Medikamenten zu füllen. Der Marketing-Chef von Merck, Michael Nally, sagte letzte Woche auf einer Konferenz, dass sein Konzern keinen Appetit auf Mega-Deals habe, sondern sich wahrscheinlich auf Transaktionen unter 10 Milliarden US-Dollar konzentrieren werde.

Die Rallye der Biotech-Aktien könnte die Pharmakonzerne zwingen, sich auch weiter zu bewegen – bevor die Preise für attraktive Übernahmeziele noch weiter steigen. Der Nasdaq Biotechnology Index ist seit Jahresbeginn um rund 24 Prozent gestiegen.

Ein Grundstein, mehr nicht

Merck vermarktet bereits eines der meistverkauften Krebsmedikamente, die Immuntherapie Keytruda. Aber wie Novartis und Roche, so sucht auch der US-Konzern nach Möglichkeiten, sein Onkologieangebot zu erweitern. Keytruda, das 2018 über 7 Milliarden US-Dollar umsetzte, wird in den kommenden Jahren voraussichtlich einem verstärkten Wettbewerb ausgesetzt sein.

«Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, Keytruda als unseren Grundstein zu verwenden – eine grundlegende Komponente vieler Therapien – und gleichzeitig zusätzliche Ziele hinzuzufügen», sagte Roy Baynes, Senior Vice President und Leiter der globalen klinischen Entwicklung der Merck Research Laboratories, in einem Interview. «Wenn wir unsere Onkologie-Plattform diversifizieren, werden wir der Wissenschaft weiter folgen als nur auf bestimmte Krankheitsbereiche.»

Merck hatte bereits zu Jahresbeginn 5,1 Milliarden Dollar ausgegeben, um den Onkologika-Hersteller Peloton Therapeutics zu kaufen – einen Tag, bevor das Unternehmen an die Börse gegangen wäre.

«Wir gehen weiterhin davon aus, dass es am Horizont noch viel mehr Konsolidierung gibt», sagte Jared Holz, ein Stratege für Gesundheits-Aktien bei Jefferies LLC, in einem Kundenbrief.

Beim französischen Pharmakonzern Sanofi war man bislang zurückhaltender: Das Angebot für das kalifornische Unternehmen Synthorx signalisiert offenbar das Interesse des neuen CEO Paul Hudson, Sanofis Portfolio an innovativen Therapien in einem schnell wachsenden Markt auszubauen. Der Kauf ist die erste Multimilliarden-Akquisition von Sanofi seit Anfang 2018.

Allgemein wird erwartet, dass Hudson – der ehemalige Pharmachef von Novartis – die Forschungsaktivitäten von Sanofi intensiviert und die Suche nach neuen Produkten intensiviert: Dies würde die Abhängigkeit von Dupixent, einem Medikament gegen schwere Ekzeme und Asthma, verringern. 

Das Hauptmedikament von Synthorx, bekannt als THOR-707, wird zur Behandlung verschiedener Arten von Tumoren gemeinsam mit Immun-Checkpointhemmern und anderen zukünftigen Kombinationen erforscht.

(Bloomberg — rap)

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