Dass Nestlé seine – besonders in Deutschland bekannte – Wurstmarke Herta loswerden will, steht schon länger zur Diskussion. Nun soll der Verkauf plötzlich schnell gehen. Laut der deutschen Gewerkschaft NGG ist Nestlé derzeit mit vier bis fünf Interessenten im Gespräch. Bereits im Mai oder Juni soll ein Käufer genannt werden.

«Uns ist es ein Anliegen, Herta als Gesamtpaket zu verkaufen», sagte ein Nestlé-Sprecher zur «Lebensmittel Zeitung» (Paywall). Zwar habe Herta eines der erfolgreichsten Jahre hinter sich. Aber die Marke passe nicht mehr in die Konzernstrategie. Nestlé-Chef Mark Schneider setzt stärker auf vegetarische Produkte.

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Zum Verhandlungsstand äussert sich der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern nicht. Aber kürzlich wurde bekannt, dass die Investmentbank Rothschild mit der Organisation der Transaktion betraut ist.

Die Nestlé-Tochter Herta mit Sitz in Deutschland erzielt einen Umsatz von rund 680 Millionen Franken, der Verkauf dürfte Nestlé 500 Millionen Franken einbringen, berichtete die Nachrichtenagentur «Reuters». Angeboten werden soll Herta der deutschen Fleischerei Reinert sowie dem Private-Equity-Unternehmen IK Investment Partners.

Nestlé behält Fleischalternative

Als möglichen Käufer wird laut der «Lebensmittel Zeitung» auch die Bell Food Group gehandelt, zu der im April die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard in den Verwaltungsrat stossen soll. Zumindest geht bald grosse Kompetenz von Herta zu Bell über: Der langjährige Herta-Chef Volker Baltes wechselt im Juli zur Coop-Tochter und wird dort die Leitung des Geschäftsbereichs Convenience übernehmen.   

Gegen die Übernahme spricht allerdings, dass Bell-Chef Lorenz Wyss an der Bilanzmedienkonferenz im Februar erklärte, besonders auch mit vegetarischen und veganen Produkten wachsen zu wollen.

Denn seit einigen Jahren nimmt der durchschnittliche Fleischkonsum ab. In Frankreich wächst Herta, das nach Jahren der Durststrecke nun wieder schwarze Zahlen schreibt, besonders dank einer Reihe an vegetarischen Produkten. Dieses Geschäft jedoch wird in Deutschland von der Nestlé-Marke Garden Gourmet abdeckt und ist vom Verkauf ausgenommen. Die zukunftsträchtige Fleischalternative will Nestlé selbst weiterführen.