Drei weitere Banken sind in den Kreis der Twint-App-Herausgeber vorgestossen. Migros Bank, Valiant und Thurgauer Kantonalbank. Das teilt Twint heute per Communiqué mit. Die Banken haben die jeweiligen Twint-Apps teilweise schon seit einigen Tagen aufgeschaltet.

Bisher hatten diese Banken keine eigenen Twint-Apps. Ihre Kunden mussten zum Bezahlen auf die Prepaid-Version zurückgreifen, hatten jedoch – zumindest teilweise – die Möglichkeit, diese indirekt über LSV an ihr Bankkonto anzubinden und so Geld auf das Twint-Konto zu laden. Oder mit wenigen Klicks Geld direkt aufs Bankkonto auszahlen zu lassen. 

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Der Wechsel der drei Banken auf die Vollversion dürfte indes nicht ganz freiwillig erfolgt sein. Wie die «Handelszeitung» aus Fintech-Kreisen weiss, will Twint mittelfristig vom Prepaid-Modell abkommen und setzt vor allem auf Direktanbindungen. Die Banken werden entsprechend unter Druck gesetzt umzusteigen.

Prepaid werde im teurer, sagt ein Banker. Zudem dauere das Aufladen von Guthaben mittlerweile länger als bei der Lancierung von Twint. Auch sei es nicht möglich, Twint direkt in eine Bank-App zu integrieren, wird in Fintech-Kreisen moniert. Zudem seien die Kosten für das Erstellen einer eigenen, direkt angebundenen Twint-App sehr hoch.

Neobanken verzichten auf Twint

All das dürfte erklären, weshalb Neobanken wie Neon, Zak oder Yapeal bisher auf eine Twint-Integration verzichtet haben. Auch das Startup Yuh, eine Kooperation von Swissquote und Twint-Erfinderin Postfinance, verzichtet offenbar auf eine Zusammenarbeit mit Twint, wie diese Woche bekannt wurde. Beim Start von Yuh wurden keine entsprechenden Ankündigungen gemacht. Später kommunizierte Yuh über Twitter, dass es derzeit keine Pläne für eine Twint-Anbindung gebe.

Twint hat bisher nie bestätigt, aus der LSV-Lösung aussteigen zu wollen. In einem diesen Frühling gegenüber der «Handelszeitung» gemachten Statement hielt Twint bloss fest, dass die LSV-Anbindung «weiterhin ein beliebtes Modell für viele Banken» sei. Das Gemeinschaftsunternehmen sagt nicht, wie lange dieses noch unterstützt wird, hält aber fest, dass man sich «freue», wenn «Banken den Schritt zur eigenen App gehen und ihren Kunden den noch einfacheren Umgang mit TWINT ermöglichen».

Und weiter: «Im Sinne einer einfacheren und vor allem kompletteren Nutzung der TWINT App für die Endkunden ist unser Ziel, möglichst vielen Banken die Vorteile einer eigenen App darzustellen.» Die Frage, ob weiterhin neue LSV-Anschlüsse abgeschlossen werden, wollte Twint damals nicht beantworten. Informationen der «Handelszeitung» zufolge, soll die LSV-Anbindung noch dieses Jahr auslaufen.

Auf eine erneute Anfrage von heute Freitag hielt Twint fest, das alte Statement gelte noch immer. Die Frage, ob Banken die Prepaid-App noch neu über LSV an ihre Systeme anbinden könnten, beantwortete die Twint-Sprecherin nicht. 

Twint profitierte 2020 von starkem Wachstum

Die Bezahl-App profitierte während den Corona-Monaten von einem starken Wachstum, wie die «Handelszeitung» unlängst mit einer Analyse aufzeigen konnte. An traditionellen Bezahl-Terminals erreicht «Twint» mittlerweile einen Marktanteil von mehreren Prozent. Anfang Jahr lang der von Monitoring Consumption Switzerland erfasste Umsatz der Mobile-Payments bei rund 170 Millionen Franken pro Monat, wobei das meiste davon auf Twint zurückzuführen sein dürfte.

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